Sali Ernst
Danke für den schönen Erfahrungsbericht!
Ich selber fahre seit 2015 ein Elektroauto von Kia und seit genau 5 Jahren bin ich auch bei den Motorrädern auf elektrisch umgestiegen. Mit viel Freude fahre ich einen Johammer.
Wie du und eigentlich alle die ein E-Motorrad fahren machen sehr ähnliche Erfahrungen. Elektrisch unterwegs zu sein verlangt noch etwas Pioniergeist. Doch getraut man sich in die Materie tiefer einzutauchen, wird man bald zum Experten und kann wertvolle Tipps geben. Dein Bericht zeugt davon und ich finde es toll, dass du deine Erlebnisse mit uns teilst.
Die Community von E-Motorradfahrer wächst und wächst. Auch International kennt man sich persönlich.
Dazu haben die von "Elektrogirl" Trui Hanoulle ins Leben gerufenen "Electric Night Ride" einen wichtigen Beitrag geleistet. Auch die Wave Trophy von Louis Palmer brachte einige "süchtige" E-Biker zusammen, die nun zusammen mit den Elektronenritter einen Kern der Schweizer E-Motorradfahrer bilden. Erste Kontakte können über e-motorrad.ch geknüpft werden oder in einer gewissen Regelmässigkeit auch am Töfftreffen in Trimmbach.
Betreffend Ladeinfrastruktur und Ladestandard der Motorräder scheiden sich noch die Geister. Wir stehen da noch am Anfang. Immer mehr Hersteller bieten nun ihre Motorräder schnellladetauglich an. Ob mit AC-Drehstrom (CEErot oder Typ2) oder DC-CCS2.
Für eine Reisegruppe mit E-Motorrädern scheint der CCS2-Standard noch ein Handikap zu sein, ausser man weicht auf grössere Ladeparks an der Autobahn aus.
Zur Zeit finde ich das Laden an Typ2 Ladesäulen für Gruppentouren besser geeignet,
2018 konnte man dies sehr gut beurteilen, wie die E-Biker nach Paris zur Electric Night Ride anreisten.
Die Niederländer mit den Energicas hatten mit Schwierigkeiten an den CCS Ladestationen zu kämpfen. Wir aus der Schweiz sind zu fünft gemeinsam angereist mit zwei Zero SR und drei Johammer. Das ging nach etwas Einarbeitung ganz gut. Haben beide Motorräder die Möglichkeit an AC Typ2 Säulen zu laden. In Paris angekommen waren wir eingespielt und routiniert. Dank Phasensplitter, Adaptern und den einstellbaren Ladeleistungen der Onboardchargern OBC im Johammer konnten wir alle 5 Motorräder an einer Ladesäule mit zwei Typ2 Anschlüssen gleichzeitig laden. Die Ladepausen waren beim Frühstück, mittag- und Abendessen. So konnten wir über sehr schöne Landstrassen von Paris in die Schweiz zurück (650km) an einem Tag heimfahren.
Würde der gesamte Strassenverkehr auf elektrisch umsteigen, so würden wir irgendwo zwischen 13-16% mehr an elektrischen Strom benötigen als wir heute verbrauchen. Dafür würden wir hingegen auch Strom einsparen beim Transport von Erdöl und dem Raffinieren. Auch der Einkauf von Rohöl würde in der Schweiz massiv weniger. Die Schweiz gibt pro Jahr ca. 12 Milliarden Franken aus. Davon wird auf den Strassen nur maximal 30% für den Vortrieb genutzt, 70% verbrennen wir sprichwörtlich in Abwärme.
Aber wir wissen alle, dass solche Systemeinführungen oder Systemwechsel nicht von Heute auf Morgen geschehen, es sind langsam anfahrende Prozesse.
Ein Beispiel ist die Digitalisierung, die heute schon fast 20% der Stromproduktion verschlingt.
Motorradfahren bedeutet mir sehr viel, es ist ein Lebensgefühl, eine Passion. Ob früher auf Reisen mit Enduros oder heute nur elektrisch spielt keine Rolle. Doch mit einem E-Motorrad zu den ersten zu gehören und in einer kleinen aber sehr aktiven Community anzugehören, ist schon noch etwas Besonderes.
Willkommen im Club, Ernst! 👍😎