Kosten können, gerade bei voraussichtlich täglichem Einsatz, natürlich zur Entscheidungsfindung beitragen.
Aber: viel wichtiger ist, wie "Alltagstauglich" ein Motorrad ist. Nicht im Sinn das es halt fährt und wenig kostet, sondern im Sinne vom Nutzwert selber. Man kann z.B. im Gegensatz zu einem Auto maximal eine Person mitnehmen, man muss (gesetzlich vorgeschrieben) einen Helm tragen und sollte der eigenen Gesundheit wegen auf eine vernünftige Fahrerausstattung (im besten Fall hochwertiges Leder, Rückenprotektor und stabile Schuhe mit Knöchelschutz) achten. Da ist ja alles bekannt und kein Problem wenn man zu Hause aufs Motorrad steigt und eine Runde dreht - egal ob die nur eine halbe Stunde oder dann paar Tage dauert (ok, dann kommt eventuell noch Gepäck dazu, was dann wieder ein anderes Thema ist).
Die Frage welche sich stellen könnte ist, ob man z.B. bei einem Kunden-Besuch mit Motorrad-Klamotten auftauchen kann, wie es aussieht wenn man total verschwitzt im Hochsommer in "stark riechenden" Klamotten im Team-Meeting ist oder auch schon nur wo man sich denn umziehen kann, wenn man von Motorrad-Ausstattung zu Arbeitstauglichen Klamotten wechselt. Ja, es gibt natürlich Firmen wo man Duschen hat und einen eigenen Spint wo man Reserve-Klamotten lagern kann, aber das ist bei weitem nicht Standard.
Und wie selber erwähnt: so ca. 5 Monate (November bis März) wird Motorradfahren zur Glücksache aufgrund vom Wetter - und/oder gleichzeitig zur Frage was denn an Ausstattung vorhanden ist. Was bei 30° im Sommer passt, ist spätestens ab Oktober wärmetechnisch am Limit, d.h. man sollte sich als "Ganzjahres-Fahrer" darauf einstellen mehr als eine gesamte Ausstattung zu haben (z.B. auch richtig wasserdichte Schuhe - was im Sommer dann wieder nicht so der Hit ist, weil die einfach viel zu warm werden). Umgekehrt ist eben im Hochsommer im Städtestau Leder wieder nicht so prickelnd, hier könnte sich eine leichte (natürlich trotzdem schützende) Sommerausstattung mit Belüftungen lohnen. Anders gesagt: Ganzjahres-Fahrer haben in der Regel ein beachtliches Budget was Ausstattung betrifft, je nach Ansprüchen kann das insgesamt schon mal gegen 5-stellige Beträge ergeben. Ist natürlich die Ausnahme und gibt auch deutlich preiswertere Lösungen, aber gratis sind auch die nicht.
Weiter sind die Unterhaltskosten nicht mit einem Auto zu vergleichen. Einige Hersteller haben noch heute Wartungsintervalle von 6'000 Kilometer (für Ölwechsel), so alle 12'000 ist dann Ventilspiel-Kontrolle nötig. Wer nicht selber einfache Sachen machen kann (bzw. will), der kommt schnell mal auf den Geschmack mehr als ein Motorrad haben zu wollen, weil eines sowieso dauernd beim Händler steht. Wer dann auch noch das ganze Jahr fährt wird merken, dass Rostschutz bei Motorrädern nicht wo wirklich das grosse Thema ist - das war einfach schlicht nie vorgesehen, dass man auf salzverseuchten Strassen fährt. Heisst, dass alles was nicht hochwertig lackiert, versiegelt oder sonst geschützt ist, in kürzester Zeit zu rosten anfängt, was spätestens bei der MFK zum Problem werden kann (Bremsscheiben oder viele Stellen wo Metall auf Metall liegt, wie Hauptständer lassen sich sowieso nicht schützen, da ist einfach mehr Verschleiss angesagt, wenn man das ganze Jahr fährt). Und dann kommt noch das Thema Reifen: beim Auto kann man mit Winter-Reifen recht entspannt auf schlechten Strassen fahren, beim Motorrad gibt es sowas schon gar nicht. Die Auflagefläche liegt irgendwo im Bereich eines Fingerabdrucks, liegt da schon nur ein gammeliges Blatt am Boden kann es schon kritisch werden.
Soll ja keinesfalls heissen, dass man nicht das ganze Jahr über fahren kann, gibt viele welche das Gegenteil beweisen (ich war auch oft im Winter unterwegs). Nur ist das halt weder wirklich praktisch - noch preiswert (weil man das ÖV-Abo ja dann sowieso im Voraus löst).
Motorrad fahren kostet, das ist unbestritten. Wie viel genau kommt nicht nur auf den Kaufpreis und die Kilometer sondern eben auch den Einsatz-Zweck an, bei mir haben z.b. weiche Stollenreifen (für nasses, tiefes Gelände) nicht mal 600 Kilometer gehalten, das wird dann auch bei preiswerteren Reifen schnell mal teuer - und mühsam, wenn man die Reifen nicht selber montieren kann (oder wegen Strasseneinsatz auswuchten lassen muss). Man fährt halt Motorrad weil man Spass daran hat - und dann ist es zwar nicht völlig, aber doch relativ egal ob das nun bisschen mehr oder weniger kostet.
Kurz: ich würd mir noch einmal genau überlegen ob es, egal wie günstig oder teuer, überhaupt Sinn macht ein Motorrad haben zu sollen. Wenn man eins will, dann muss man das natürlich bezahlten können, womit man ein Budget haben muss. Dann aber einfach nur die günstigste Version zu wählen muss nicht zielführend sein, man will ja vor allem den maximalen Spass haben. Zum Glück definiert das jeder anders, womit man dann eben die Wahl zwischen ganz vielen Möglichkeiten hat.
Na dann - viel Spass bei der Evaluierung!
PS: nicht vergessen, dass inzwischen die Führerschein-Prüfung nicht mehr ganz so günstig ist, das sind sicher auch Kosten welche zu berücksichtigen sind.