Kurven fahren

  • ... oder der Versuch die Theorie plastisch zu vermitteln...

    0. Prüfe Deine Reifen und den richtigen Reifendruck. Diese sollten genügend Profil haben und rund sein. Ich meine damit nicht das Rad, das in der Regel immer rund ist, sondern den Querschnitt. Sprich, es sollte kein platt gefahrener Mittelstreifen vorliegen.

    1. VOR der Kurve bremsen und runterschalten. Fahre so langsam, dass Du Lust auf die Kurve hast und nicht Angst vor der Kurve.

    Zweiter oder dritter Gang reicht völlig. Erster Gang ist in der Regel selbst bei Haarnadelkurven zu langsam, kann aber bei ganz engen Kurven bergauf sinnvoll sein.

    2. Je enger die Kurve, umso tiefer die Einfahrtsgeschwindigkeit, umso instabiler das Motorrad, umso mehr muss ich die Maschine bei senkrechtem Oberkörper drücken, statt mit dem Oberkörper in die Kurve zu liegen. Je mehr die Maschine gedrückt wird, umso enger der Radius und umso stärker die Fliehkraft, was das Motorrad trotz tiefer Geschwindigkeit wieder stabilisiert.

    Das Drücken übt man am besten mit weitem und dann immer engerem Slalomfahren erstmal auf einem ebenen Parkplatz... je enger der Slalom, umso mehr muss ich die Maschine drücken und den Oberkörper in der Senkrechten lassen, damit ich um die Pilonen rumfahren kann. Klassisches Beispiel fürs Drücken ist ein plötzliches Ausweichmanöver.

    Setz Dich weit nach vorne zum Tank. Leg Deine Knie fest an den Tank. Lass die Schultern locker hängen. Dein Kopf sollte frei drehbar und neigbar sein. Die Arme locker lassen. Den Lenker locker halten. Glaub mir: Du kannst noch so sehr Deinen Händedruck erhöhen, Du wirst die Lenkstange nicht zerdrücken können, aldo LASS LOCKER! Es soll sich das Motorrad mit Deinem Hintern hin und her bewegen. Oben bleibt Dein Oberkörper locker und zentriert. Bleib insgesamt locker. Kurvenfahren ist ein Spiel mit der Maschine, kein Kampf!

    3. Die Augen bleiben in der Kurve stets in der Waagerechten, das heisst ich muss den Kopf entgegen der Kurvenneigung neigen. Das nimmt die Angst vor der Schräglage! Zugleich muss ich den Kopf zum richtigen Blickpunkt drehen (5.).

    4. Kurven werden GANZ AUSSEN ca. 40 cm vom Strassenrand oder der Mittellinie angefahren und die Maschine wird frühestens in die Kurve geneigt, wenn das Motorrad die Höhe des Scheitelpunktes erreicht hat. Gesteuert wird das mit der richtigen Blicktechnik.

    5. Die Kurve darf nicht zu eng gefahren werden, damit in Linkskurven der Oberkörper nicht im Gegenverkehr hängt oder Dein Kopf in Rechtskurven nicht im Popo irgendeines Fahrradfahrers steckt. Das Motorrad wird nur etwas zum Kurveninnenrand gelenkt, "berührt" den Kurveninnenrand aber NACH dem Scheitelpunkt, d.h. erst an dem Punkt, wo die Kurve sich wieder zu öffnen beginnt. Man stelle sich am Kurveninnenrand, nach dem Scheitelpunkt, dort wo die Kurve sich wieder öffnet einen Pfosten vor, den man mit der Schulter berührt. Für den Beginn ist das ein taugliches Hilfsmittel. Später sollte man versuchen, in den Kurven mit den Reifen konstant Aussen zu bleiben, d.h. dort wo auch die äusseren PW-Reifen wären. Den Blick darf man aber NIE zum Aussenrand richten.

    6. Der richtige Blick geht auf einen imaginären Punkt in der Mitte DEINER Fahrbahn. Dieser Punkt und damit Dein Blick WANDERN in der Kurve. Der Punkt befindet sich IMMER ca. bei 3/4 der noch verbleibenden Kurve. Hilfreich ist es, zu schauen, wo die Kurve von Deiner momentanen Position aus betrachtet wieder gerade zu werden scheint. Genau auf diesen wandernden Punkt schaust Du KONSTANT hin, bis Du den Kurvenausgang und damit die Gerade wieder siehst. Dann wandert Dein Blick zum Aussenrand der nächsten Kurve, wo alles wieder von Vorne beginnt. Siehst Du den Punkt nicht (Bäume, Büsche usw.), schaue mit Supermans Röntgenblick durch das Hindernis und stell ihn Dir vor!

    7. In der Kurve wird NICHT gebremst, NICHT ausgekuppelt, NICHT geschaltet und NICHT beschleunigt. Alle diese Handlungen können bei Schräglage zu einem Wegrutschen führen (Bitumenstreifen, Rollsplitt, nasses Laub, sonst rutschiger Fahrbelag usw.) Der Motor soll aber am Gas "hängen", d.h. Zug haben. Jedoch solltest Du bis zum Kurvenausgang nicht beschleunigen. Der ziehende aber nicht beschleunigende Motor stabilisiert die Fuhre.

    8. Am Kurvenausgang, wenn Du die Gerade siehst oder die nächste Kurve, wird das Motorrad wieder langsam beschleunigt.

    9. Beginne langsam. Schneller wirst Du von Alleine...überprüfe diese Checkliste und arbeite an den Punkten, die Du noch nicht so handhabst.

    10. Versuche allenfalls ein anderes Motorrad. Enduros mit breiter Lenkstange eignen sich besser, als Rennmaschinen mit Stummelgriffen...

    11. Hast Du keine GS, fehlt die Grundvoraussetzung fürs Kurvenfahren. :grinning_squinting_face:

    Gruss alex37:)


    Keep Your safety margin :winking_face:

    2 Mal editiert, zuletzt von alex37 (29. September 2013 06:46)

  • Ausdrucken und allen GS-Piloten hinten auf einen der meist leeren und somit sinnlosen Koffern kleben :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face: :grinning_squinting_face:

    Der Kern eines guten Motorrades liegt in der Technik, NICHT in der Optik  :grinning_squinting_face:

    Schleichfahrt ist ein Betriebszustand von getauchten militärischen U-Booten


    [font='Times New Roman, Times, Georgia, serif']
    https://www.youtube.com/user/katpava/videos

  • Irgendwie weiss ich nicht, was ich davon halten soll.

    Scheint mir nämlich schon mehr oder weniger ernst gemeint zu sein. Dem Grossteil kann ich auch zustimmen.

    Bei gewissen Aussagen (insbesondere jedem einzelnen Satz bei der Blicktechnik) kann ich aber nur den Kopf schütteln :confused_face:

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • Meine Güte so klingt ja Kurvenfahren nach Raketenwissenschaft…

    Eigentlich gibt es nur eine Handvoll Regeln:

    VORHER:
    Lieber 1x zu langsam als ein letztes mal zu schnell – vor der Kurve genügend runterbremsen
    • Schaltvorgang abschliessen (nicht mit gedrückter Kupplung um die Kurve. Führt bei Anfängern zu zu hohen Kurvengeschwindigkeiten…)

    IN DER KURVE:
    • Bremsen stellt das Motorrad aus der Schräglage auf (und Du landest auf der falschen Strassenseite bei Rechts- oder im Graben bei Linkskurven.)
    • Zu wenig Kurvenwinkel kann mit mehr Schräglage ausgeglichen werden (und Du hast zu 90% falsch geschaut :winking_face: ). Einfach reinliegen!
    • Blick dorthin wo Du hinfahren willst. NICHT vor das Vorderrad und schon gar nicht auf entgegenkommende FZ…

    NACH DER KURVE:
    • Zeig den Autofahrern was "rausbeschleunigen" bedeutet…

    BEI NÄSSE:
    • Vorsicht am Gas! (Auch wenn die Reifen nach wie vor 80% der Grip-Eigenschaften haben – mehr als man denkt…)


    Zur Linie gibt es online sehr viele sinnvolle Bilder, welche mehr sagen als 1000 Worte. Grundsatz: die "Arschlinie" immer in der Strassenmitte halten :winking_face:


    Übrigens: BEI YAMAHA XVS950:
    • Es war keine Kurve, wenn die Trittbretter nicht am Boden schleifen. Da hat sich einer nur beim Linienziehen verhaspelt…

    Wurde von einer Feministin gefragt wie ich das mit den lesbischen Beziehungen so sehe…
    "in Full-HD" war offenbar die falsche Antwort…

    Einmal editiert, zuletzt von Freeday (30. September 2013 08:28)

  • • Blick dorthin wo Du hinfahren willst. NICHT vor das Vorderrad und schon gar nicht auf entgegenkommende FZ…

    Wenn ich nie vors Vorderrad schaue, erkenne ich nicht, ob es sich bei dem Fleck auf der Strasse um eine harmlose Verfärbung, ein Blatt oder einen Stein handelt.
    Wenn ich nie auf das entgegenkommende Fahrzeug schaue, sehe ich nicht, ob es die Kurve schneidet.

    In beiden Fällen kanns recht schmerzhaft enden. Da nützt es auch nix mehr zu sagen "aber ich habe doch so schön weit vorausgeschaut..."

    Der Blick geht immer von weit zu nah zu weit zu nah u.s.w. Hindernisse oder sonstige Dinge, die eine Anpassung der Fahrlinie erfordern, werden kurz fixiert um die neue Linie festzulegen und dann gehts wie gehabt weiter.

    Das mit dem perfekt gleitenden Blick IMMER weit voraus (bei unübersichtlichen Kurven sogar weiter als man sehen kann :wacko: ), ist Utopie und wird Anfängern so vermittelt, um ihnen klar zumachen, dass man nicht PERMANENT direkt vors Vorderrad schauen soll. Mit der Realität hat das aber wenig zu tun.

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • Dem vom boo kann ich nur zustimmen, der blick sollte immer hin und her wandern und auch gelegentlich zum vordermann, so wie am Samstag, wo in vielen kurven steine und Schotter lagen und ich es vom vordermann immer angezeigt bekommen habe.
    Und die perfekte Linie sollte jeder selber heraus finden, da werden ja laut Lehrbuch soviele angeboten.
    Aber der Grundsatz lieber zu langsam in die kurve als zu schnell stimmt auf jede Fall.

    "Beim Beschleunigen müssen die Tränen der

    Ergriffenheit waagerecht zum Ohr hin abfließen"

    (Zitat: Walter Röhrl)

  • :winking_face_with_tongue: achtet ihr uf soviel sache bim kurve fahre? wann het mer denn eigentli ziit zum eifach... spass ha?

    [insider]the beatles[/insider] :winking_face:

    wenn man rechts dreht wird die landschaft schneller!