Honda ST1300 "die dicke Bertha" lief plötzlich nicht mehr an, läuft aber nun wieder - why?

  • Gestern bin ich mit der dicken Bertha "stehen geblieben".
    TL;DR: Sie läuft wieder einwandfrei nachdem ich alle Sicherungen entfernt & kontrolliert & wieder eingebaut hab, und ich Frage mich wieso die Kiste nicht mehr anlief gestern.


    Vorgeschichte:
    Zuletzt lief sie am 25. Jänner (..alles einwandfrei), ich fahre auch im Winter (un-)regelmässig damit herum, sie ist nebst dem Büssli mein Haupt-Arsch-Beförderungsmittel vor allem wenn's in die Stadt geht.
    Bis jetzt hatte ich bis auf leere/schwache Batterien nie Probleme mit dem Ding; Und wenn die Batterie auch mal leer war sprang sie beim Anrollen-lassen im zweiten Tang immer auf den ersten Versuch an.

    Anyway, gestern 06.02. (ca. 1,5x Wochen nach der letzten Fahrt) bin ich damit 10km zur Pilatus-Talstation gefahren, geplant/gewünscht war ein Feierabendflug vom Berg mit dem Gleitschirm.

    Da der Nebel leiiiider sich nicht verpisst hat bin ich dann halt schlussendlich wieder mit dem Bähnli 'runter und hab die treue dicke Bertha wieder angeschmissen, im Glauben dass ich sie (zuverlässig wie sie ist..) nach Hause reiten und dort in die Hängematte plumpsen kann.

    Hat zuerst auch alles geklappt, sprang ganz normal an und ich habe wie immer während dem warmlaufen-lassen Helm&Handschuhe angezogen und Prodigy im Sena aufgelegt. Kurz nach dem Losfahren hab ich dann einen Ex-Arbeitskollegen entdeckt, bin zu ihm hingedümpelt und hab die Zündung ausgestellt um mit ihm einen Schwatz zu machen.

    Schwatz fertig, ich will nach Hause - Zündung ein, Benzinpumpe rödelt, neutraler Gang ist immer noch eingelegt und leuchtet auch grün, "everything good to go".
    Ich drücke also auf den Anlasser - Das Frontlicht geht aus (wie immer während dem Anlassen), aber der Anlasser macht irgendwie keinen Mucks. Kein Klacken, kein Gerödel, keine Funken - NICHTS.
    Ich denk' mir "ich Trottel hab wohl den Killschalter noch drin" --> nope, alles grün.
    Nächster Schritt: Mal mit gezogener Kupplung probieren? --> nope.
    Seitenständer unten? --> nope. Stecker ist auch noch sauber drin, Kabel sehen gut aus.

    Na gut, könnte ja sein dass die Batterie schwächelt.. Obwohl man der dicken Bertha normalerweise seeehr gut anmerkt, dann rödelt nämlich die Benzinpumpe schon gar nicht mehr so wie normal. Gesagt, getan - Töff den Hang hochgestossen mit dem Kolleg-Essig, jetzt wird sie ja wohl anspringen wie immer. NOPE. Langsam bin ich beunruhigt, ich will doch schlafen gehen und meinen nicht-geflogen-Frust endlich vergessen ;S

    Ich habe den Töff dann mit Müh und Not auf die Hauptstrasse hoch geschoben, weg vom Parkplatz.
    Dann ca. 300m bergabwärts auf einer wirklich recht steilen Strecke X mal probiert die Kiste anrollen zu lassen, ohne Erfolg. Irgendwann hab ich dann mal noch ein wenig Gas gegeben, die Drosselklappe hat sauber aufgemacht was man am Geräusch erkennen konnte.
    Die steile Strasse hat irgendwann gewechselt in eine flache Strasse, und da stand ich dann wie der letzte Ölgötze.. FUCK.

    Naja dann, Basics im Kopf hervorgegrübelt..
    air, fuel, spark, (compression)....

    Luft hat sie definitiv, Moscht ist auch im Tank (und wird hoffentlich auch eingespritzt), aber Zünden will sie irgendwie nicht...

    Da es schon am eindunkeln war und ich Trottel ausnahmsweise KEINE Stirnlampe dabei hatte, hab ich vorsorglich gleich mal einen Kollegen auf den Plan gerufen, er solle mir doch bitte eine Stirnlampe Greta-konform mit seinem Velo bringen. Das hat er dann ca. 15min später auch, zuäverlässigä Chaib.

    In der Zwischenzeit hab ich die Verschalung links/rechts mit dem Bordwerkzeug abgenommen und die Sicherungen links + die Hauptsicherungen und Batterie rechts frei gelegt.
    Zuerst gleich mal die Batterie kontrolliert --> beide Terminals sind fest.

    OK, dann halt mal den Minuspol abgeschraubt und so hängen lassen - Ich bin schliesslich Informatiker und weiss der Devise "ein Reboot tut immer gut" zu schätzen.
    Währenddessen hab ich alle (!) Sicherungen rausgenommen und auf Durchbrennen visuell mit der Handy-LED gecheckt --> alle i.O., sogar die Reseve-Sicherungen hab ich überprüft man weiss ja nie :winking_face:

    (der Kollege mit der Stirnlampe ist unterdessen eingetroffen, ein heller Arbeitsplatz erleichtert einem die Büez uuuuuunheimlich - Dankä nochmal Janick!)

    Da alle Sicherungen iO waren hab ich dann geschaut was wichtig ist und diese wieder eingebaut - Alles was unwichtig war (Licht, ABS, etc.) hab ich noch weggelassen.

    Dann der grosse Moment - Hat das aus welchem Grund irgendetwas genützt?
    Ich schalte die Zündung ein, das Cockpit der dicken Bertha erwacht wie schon vorher zum Leben und leuchtet mich Startbereit an.
    Hoffnungsvoll drücke ich auf den Anlasser, und.......... SIE LÄUUUUUUUFT!!!! Ich juble laut. Die Nachbarn haben daran wohl keine Freude. Sofort mache ich im Stockdunkeln eine Runde u den Block, schalte hoch/runter, jage die Drehzahl hoch - Funktioniert.

    Also wieder zurück zur "Ghetto-Garage", Töff abgestellt und auch noch den Rest der Sicherungen eingebaut.
    Alle Sicherungen sind jetzt wieder drin, so wie vorher wo sie nicht anspringen wollte - Wenn sie jetzt nicht mehr anläuft weiss ich wenigstens halbwegs wo der Fehler zu suchen sein könnte und kann nach dem Ausschlussverfahren weitergehen.
    Der Moment der Wahrheit #2: Sie springt an. Ich juble nochmals und freue mich auf den Feierabend.

    Nach dem wieder-Anbauen der ganzen Sicherungschäschtli und Verschalungen trete ich gezeichnet den Heimweg an.
    Kurz überlege ich mir ob es vielleicht eine gute Idee ist NICHT über die Autobahn zu fahren, aber mir ist der Stadtverkehr zu blöd und frei nach "no risk, no fun" düse ich über die Autobahn nach Hause und parkiere die dicke Bertha an ihrem stillen Örtli. Puuuuh.


    Noch immer frage ich mich, was jetzt hier das Problem war.
    Bei meiner KTM 690 SMC hatte ich ab und zu mal ein (..bei diesem Modell bekannte..) Masseproblem was dazu geführt hat dass der Motor mitten im Betrieb einfach ausgegangen ist, das liess sich meist noch während dem Ausrollen durch Aus-/Einschalten der Zündung beheben bzw. spätestens nach dem Anhalten (und aus-/einschalten) lief die Kiste dann wieder.

    ..aber die Honda?
    Das einzige was ich mir aktuell irgendwie vorstellen kann war dass der Startermotor/Anlasser ein Bürstenmotörli ist, die Bürsten bzw. der Rotor am Lebensende sind und dieser in einer Stellung war wo kein Strom an die Spulen übertragen werden konnte und der Starter somit nicht funktionieren konnte. Die dicke Bertha ist schliesslich Jg. 2003 und somit schon ganze 22x Jahre alt, nicht mehr die jüngste.


    Falls sich jemand diesen Roman tatsächlich freiwillig angetan hat und dazu noch technische Ratschläge hat wo ich nach der Ursache suchen könnte/sollte: Her damit :winking_face:

    Gruäss Robin

    #18 / Hornet

  • tönt nach ständerschalter.

    anlasser hat keine sicherung.

    hat das anlasserrelais geklickt?


    Ich habe den Ständer gefühlt 20'000x nach unten/oben geklappt und das hatte (bis zum Sicherungs-Jonglieren) nichts genützt, daher denke ich nicht dass der es ist.

    Nein, ich habe absolut nichts klicken gehört bei den zahlreichen Startversuchen. Nur die Benzinpumpe ist jedes Mal aktiv geworden beim Einschalten der Zündung (& der Tacho, und das Licht..), beim Anlassen ist wirklich nur das Licht ausgegangen that's it.

    #18 / Hornet

  • Sali Robin

    Für Suchen nach Problemursachen könnte KI brauchbare Ansätze liefern. Hab deinen Text mal von ChatGPT auswerten lassen, weil ich selbst damit herumexperimentiere. Das meint der Bot dazu (hab deine Antwort in #3 ebenfalls eingegeben):

    Zitat von ChatGPT
    1. Seitenständerschalter scheint es nicht zu sein, da du ihn mehrfach betätigt hast und sich nichts geändert hat.
    2. Kein Klicken des Startrelais → Das bedeutet, dass entweder:
      • Das Startrelais selbst keinen Strom bekommt (Steuerkreisproblem: Schalter, Kabel, Sicherungen)
      • Oder das Relais defekt ist
      • Oder der Anlasser einen toten Punkt hat (aber dann müsste das Relais trotzdem klacken)

    Neue Einschätzung & Checkliste für den nächsten Ausfall:

    • Startrelais testen:
      • Falls es wieder auftritt: Beim Startversuch auf das Relais hören. Falls kein Klacken → Relais direkt überbrücken (dicke Kontakte mit Schraubenzieher verbinden). Wenn der Anlasser dann dreht → Relais defekt.
    • Ansteuerung des Relais prüfen:
      • Falls das Relais nicht klackt: Spannung an den dünnen Steuerkabeln messen (beim Startversuch). Falls da nix ankommt → Problem liegt im Zündschloss, Killschalter oder Verkabelung.
    • Zündschloss & Killschalter nochmal in Verdacht:
      • Dein Fehlerbild passt zu einem unterbrochenen Signal zum Startrelais (entweder wegen oxidierten Kontakten oder Kabelbruch). Falls es wieder passiert, probier mal, den Killschalter mehrmals hin und her zu bewegen.

    Mein Bauchgefühl sagt mir: Startrelais oder ein Kontaktproblem irgendwo auf dem Weg dahin. Falls es nochmal passiert, kannst du mit diesen Checks ziemlich schnell den Übeltäter finden.

    Schreibst du am Schluss bitte hier rein, was es war? Wundert mich, ob der Bot richtig lag. :beaming_face_with_smiling_eyes: :wissenschaftler: Merci! (PS: KI hat offenbar Bauchgefühle. :grinning_squinting_face:)

  • Es nutzt nichts wenn du den Seitenständer zigtausend mal bewegst, da kann der Stiftkontakt trotzdem drin bleiben 😜. Also wie oben erwähnt reinigen. Da du die Sicherung rein und rausgezogen hattest könnte auch dort Korosion herrschen , sowohl auch am Notausschalter. Aber auch andere Verbindungen könnten von Korrosion betroffen sein. An solchen Stellen hilft meist nur Kontakt60plus, dass nicht nur reinigt, sondern auch schützt, greift aber keine Kunststoffe an!

    Gruss Tom

    Eine Gerade ist eine unütze Verbindung von Kurven

  • Kann es sein dass das grüne "Neutral"-Lämpli (= Leerlauf eigelegt) einen separaten Sensor hat zum Getriebesensor welcher der Motorsteuerung das Signal gibt "du bist im Leerlauf"?
    Das wäre ja dämlich.. Nehme ich mindestens bei Honda nicht an dass die sowas bauen ;D

    #18 / Hornet

  • Stand jetzt stehen für mich noch auf der Verdächtigen-Liste:
    - Killschalter (obwohl ich diesen auch gefühlt 20'000x betätigt und wieder getestet habe)
    - Starterrelais
    - Zündschloss (..wobei der Rest der Kiste ja "alive" kam und mir alles als Startbereit anzeigte)

    Ich nehme mal an dass das Starterrelais ein's von denen ist die neben den Sicherungen hängen, im User-Manual stand leider nichts davon aber ich werd' mir heute mal das Service-Manual ergooglen/besorgen. So ein Spare wird ja wohl nicht die Welt kosten..

    #18 / Hornet

  • Würd mich nicht erstaunen, wenn die Batterie schlicht platt ist. Bei meiner (ehemaligen) ST1100 hat beim Starten das Licht zwar auch etwas geschwächelt, aber nicht so stark, dass es quasi ausgegangen wäre. Könnte ja sein, dass gerade mal genug Saft drin war um 1x zu starten, da nach kurzer Fahrt noch gar nichts vernünftig geladen werden konnte, da reichte es (bei den Temperaturen) schlicht nicht um quasi 2x nacheinander zu starten.

    Eventuell waren dann noch irgendwelche Zusatzverbraucher dran welche sich beim Abhängen der Batterie dann mal ganz ausgeschalten haben, hat eventuell schon gereicht damit gerade mal so viel Strom vorrätig war um wieder zu starten.

    Weiss nicht was die ST1300 für einen Regler hat, bei der 750er Afrika Twin waren die Originale leider Dauerbaustellen welche öfters mal abgeraucht sind (ärgerlich, da man mit der Kite ja oft in Gegenden unterwegs war wo man nicht grad an jeder Ecke Ersatz bekommt). Somit mal in den Foren stöbern ob das ein Thema sein könnte, Batterie ordentlich durchmessen und Kabel prüfen - auch wenn's selten vorkommt, kennt man es ja von der KTM (hatten mehrere 640er), dass auf Dauer da irgendwo was kaputtgerüttelt wird, wenn's nicht ganze Schrauben sind welche sich gleich in die Pampa verdrücken. Wenn die Lade-Ströme zur Batterie OK sind, kann's auch einfach an der Batterie liegen, entweder einfach zu alt, inwändig irgendwo beschädigt oder die Klemmen vergammelt was zu schlechtem Kontakt führen kann. Hatte bei mir wenig Probleme mit Elektrik bei den Hondas, trotzdem sahen gerade die Batterie-Anschlüsse manchmal etwas verbastelt aus (hatte auch selten neue Fahrzeuge, da wurde vorher schon einiges dran rumgebastelt von den Vorbesitzern), hier waren schon mal Glas-Sicherungen verbaucht welche man vorsorglich mal wechseln sollte (wobei es an dem kaum liegen dürfte, wenn die futsch ist, gibt's keine Spontanheilungen - aber eben auch selten Ersatz bei Tankstellen).

    Killschalter waren an meinen Hondas eigentlich nie ein Thema, selbst KTM hat ja irgendwann mal eingesehen, dass man hier japanische Komponenten verbauen muss, damit das mal funktioniert. Seitenständer-Schalter kann mal sein, hier nicht nur den Schalter prüfen der unterbricht, sondern auch die Leitungen zum Schalter (sind gerade im Winter dem Salz ziemlich ausgeliefert - irgendwann gammelt alles mal).

  • Wahrscheinlich ist es der Starterschalter.

    Das gekapselte Starterrelais eher nicht.

    Die rechte Schalterarmatur schwächelt bei Hondas wenn sie über 20 Jahre alt sind.

    Das Ganze ist nicht wasserdicht.


    Bei mir war es vor kurzem, nach einer langen Regenfahrt, der Killschalter.

    Wenn bei eingeschalteter Zündung die Benzinpumpe NICHT anläuft ist es dieser.

    Prüfung ganz einfach: Zündung an, Killschalter EIn/Aus, die Kraftstoffpumpe läuft jedesmal an.

    Bei mir lief sie jedenfalls nicht an. Fehlersuche im Sicherungsbereich brachte keine Erkenntnis.

    Allerdings, nach einer Stunde Standzeit, genau wie bei dir, konnte ich die Maschine wieder Starten. ????

    Zwei Stunden gefahren, getankt. Nach Zündung ein wieder das selbe. Benzinpumpe läuft nicht an. ????

    Nach einer Stunde Wartezeit, voila, Pumpe läuft wieder an.

    Ich kann mir dieses Kontaktproblem in dieser Form NICHT erklären.


    Bezogen auf deinen Fehler ist es der Starterschalter.

    Dieser lässt sich mit z.B. mit Kontakt Chemie KONTAKT 60 PLUS Kontaktreiniger

    leicht von AUSSEN reinigen.

    Die Reinigung des Killschalters von Aussen und Oben ist nicht ohne weiteres möglich.

    greets