Erstes Motorrad: Langfristige Kosten und Haltbarkeit realistisch einschätzen

  • Hallo zusammen,

    ich war eine Weile stiller Mitleser und habe mich nun entschieden, einen Account zu erstellen, weil ich immer noch etwas orientierungslos in der Motorrad-Welt bin. 😊

    Für die kommende Saison möchte ich mir mein erstes Motorrad zulegen. Es soll sowohl zum Pendeln als auch für die Freizeit genutzt werden. Ursprünglich hatte ich an eine kleine 125er gedacht, bin mir aber mittlerweile unsicher geworden – vor allem wegen der Kosten.
    Zuerst war ich fest davon überzeugt, mir eine günstige, gebrauchte „Gurke“ zu holen, bei der es nicht so schlimm ist, falls sie in der Anfangszeit mal umfallen sollte (oder ich mit ihr 🙄).

    Jetzt habe ich mich aber in die Fantic Caballero Rally verliebt. Die gibt es allerdings fast nur neu oder als Ausstellungsfahrzeug und kostet etwa 7.000 CHF (Egal ob 125 oder 500) – eigentlich hatte ich mit der Hälfte gerechnet. Daher frage ich mich, ob mich diese Investition im Nachhinein nicht reuen wird.
    Ich dachte immer, dass eine 125er günstiger sei, weil sie weniger Sprit verbraucht. Aber ich habe öfter gelesen, dass kleinere Motorräder früher Motorschäden erleiden und dass es oft unwirtschaftlich sei, den Motor zu überholen oder auszutauschen. Bei größeren Modellen soll es sich dagegen eher lohnen, immer wieder zu investieren. Stimmt das so?

    Nun habe ich einige grundlegende Fragen:

    • Haltbarkeit: Wenn ich etwa 20.000 Kilometer im Jahr fahre, stimmt es, dass viele Motorräder nach 100.000 Kilometern „durch“ sind? (Das wären ja dann nur 5 Jahre)
    • Reparaturen: Bedeutet das dann tatsächlich, dass "nur" der Motor ausgetauscht werden müsste? Was kostet das? Wie oft muss ich mit kleineren oder grösseren Reparaturen rechnen, und ab welchem Alter des Motorrads fangen die so an?
    • Kosten langfristig: Ist es realistisch, ein Motorrad zu kaufen und es 20 Jahre (ist das realistisch) zu fahren, ohne dass die Kosten irgendwann explodieren? Ich möchte nicht ein Motorrad anschaffen, das mich geschätzt 2.500 CHF im Jahr kostet, nur um dann festzustellen, dass es viel teurer wird.
    • Wie viel schätzt ihr gebt ihr über die Lebenszeit eures Motorrads dafür aus? (Was schätz ihr bei der Caballero?)

    Mir wäre es am liebsten, einmal eine solide Investition zu tätigen und dann ein Motorrad zu haben, das über einen längeren Zeitraum zuverlässig fährt und ich lange Freude daran habe.

    Ich hoffe, ihr könnt mir mit euren Erfahrungen und Tipps weiterhelfen!

  • Salut & welcome im Forum!

    TLDR; s. am Schluss:

    Willst Du wirklich 20'000km/Jahr auf einer Scrambler pendeln? wirklich? Ich fahr' auch eine Scrambler im Sommer zur Arbeit um nach der Arbeit noch cool im See ein Bad zwicken - aber nein, ich würde ungern auf der Scrambler pendeln! zu rupfig, zu nass, zu unbequem, zu wenig stauraum (Einkäufe)

    Haltbarkeit

    meine CBR600 von 1998 hat 140'000km auf der Uhr und läuft noch immer. Klar, nach 20j macht man auch das eine oder andere selber oder flickt es auch mal mit DuctTape und dann gibt es noch MX-Bikes, die fährst Du nach Stunden und nicht nach KM. Wenn Du Dich etwas im Netz nach langlebigen bzw. verlässlichen Töffs informierst, sind (waren?) die Japaner immer vorne. Google mal den "Varahannes", der machte auf 2 Hondas je über 200'000km. Es ist wie mit allem: Die Langlebigkeit ist +-/ direkt-proportional zur Umgangsform - ich schreib' diese Zeilen auf einem Intel i7-920 von 2008! Mein PC läuft, ich tipp' nicht schneller auf eine einem super-truper-PC.


    Reparaturen

    Jepp, meistens geht der Mocken putt - oder halt Unfall und dann lohnt sich die Reperatur im ganzen nicht mehr! Und genau das ist der springende Punkt: Du kannsts heute brav vom Händler-Platz fahren und bäm übersieht Dich einer und Dein Töff ist (Halb-)Schrott. Hatte mit der CBR auf der Autobahnausfahrt einen low-sider - schon bloss die Verschalung alleine kostete eine Vermögen, dann noch Auspuff, Hand-/Fusshebel, und alles was sonst noch raussteht! Aber da Fahrwerk alles i.O., dann schluckt man halt die Kröte.

    Ich schlage vor, dass Du Dir möglichst früh, kleiner Arbeiten selber machst. Aber Motorradfahren ist kein günstiges Hobby! Mir wurde in 30j sicherlich 5x den Sattel aufgeschlitzt am Bhf und 2x auf dem Besucherparkplatz umgestossen (Blinker & Rückspiegel futsch < 200.-, nur ärger!)


    Langfrirstige Kosten

    Ich habe für meine CBR CHF 0.13/km (ohne Steuern und Versicherungen, Zubehör) im Kopf. Hab mir mal vom Mech das Rechnungstotal nennen lassen. Ich ging aber auch für jeden Gugus zum Mech (ich wollte fahren, nicht schrauben). Aber wie gesagt, ich habe alles Spiegel, Blinker, Sattel, Reifen, Helm, Handschuhe, Ladegerät, Batterien etc. alles bei ihm bestellt und machen lassen. Mittlerweile würde ich natürlich einen Blinke rselber wechseln und Batterien online kaufen. Aber wie oben beschrieben, hatte ich auch etwas Pech mit 2, 3 Stürzen und Vandalismus! Und halt ein hoher Reifenverbrauch - war halt noch vor Vision Zero!


    TLDR;

    Wenn Du Dir GEdanken über die Kosten machst, dann schlage ich Dir dennoch vor, Dir zuerst eine Gurke anzuschaffen, die fürs Pendeln ideal ist, irgendetwas, dass sich auf 35kW drosseln lässt, eine Honda CBF600 mit ABS z.B., dann wenn Du wirklich 20'000km/a pendelst und Du nach 2, 3j hoffentlich in den Gehalts- & Lohnklassen aufsteigst, kannst Du Dir dann ein Bike leisten, dass zu Deinem Einkommen passt. Dann spielen die 3500.- mehr für Deinen Traumtöff auch keine Rolle mehr. Und vielleicht behältst Du ja die Gurke als 2. Töff mit Wechselnummero zum Pendeln und Deine Scrambler für Café-Fahrten!

    cheerioh

    TB

    PS: meine persönliche Meinung: Ich würde mehr ins Töfffahren investieren, als ins Töff-Aussehen! Statt coole mini-Blinker für X.-, nimmst Dir eine Fähre nach Korisika (40€) oder mietest Dir auf Lanzarote einen Töff. Bedenke, während 20'000km/j siehst Du Deine coolen Blinkerli nicht.

    a.D.: Yamaha DT 125 MX :top:, Honda NSR 125 , Honda CB 250G , Honda VTR 1000 SP2

    i.B.: Kawasaki KLE 500 , Honda CBR 600 F , Honda CRF 1000L Africa Twin , Ducati Scrambler Urban Enduro :tee:

    Einmal editiert, zuletzt von Töfflibueb (18. Dezember 2024 19:45)

  • Es kommt immer drauf an, welche Kosten du berücksichtigst.

    20‘000km x 3l/100km x 1.8CHF/L sind schon mal gute 1000.- Benzinkosten pro Jahr. Dazu kommen je nach Fahrweise 2-3 Reifenwechsel und 1-2 Service, sind wohl auch nochmal 1000.-, wenn du es beim Mech machen lässt. Versicherung und Steuern kommen oben drauf. Damit hast du die 2500 schon überschritten (ev. sogar bei der 125er, welche im Unterhalt deutlich günstiger sein wird als die 500er) , und noch kein Motorrad und Ausrüstung bezahlt und keine unvorhergesehenen Kosten berücksichtigt.

    100‘000km sollten kein Problem sein, danach können schonmal teurere Reparaturen kommen, denn „Verschleissteil“ ist eben immer ein relativer Begriff, irgendwann erreichen auch Auspuff, Getriebe und Fahrwerk ihr Lebensende, selbst wenn nichts besonderes vorgefallen ist. Grössere Motoren und ein tiefes Leistung/Hubraum Verhältnis begünstigen tendentiell die Langlebigkeit, aber das ist natürlich auch marken- und modellabhängig.

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

    Einmal editiert, zuletzt von Boo (18. Dezember 2024 21:44)

  • @ Töfflibueb
    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Sry ist ein bisschen lang geworden :thinking_face:
    Das, was du schreibst, macht wirklich Sinn. Ich suche ein Motorrad, das „direkt“ ist – auf schweren Maschinen, wo man tief sitzt, fühle ich mich weniger wohl als auf solchen, bei denen man aufrechter sitzt (vergleichbar mit einem Damen- vs. Herrenvelo). Daher gefallen mir Enduros, aber ich möchte nicht den typischen Ruf bedienen, den manche Enduro-Fahrer haben. Ein Scrambler ist für mich der Kompromiss. Mit einer Enduro könnte ich auch weniger gut bei einem Kunden vorfahren.. (Design war mir nicht so wichtig bis ich die Fantic entdeckt hatte🙄)

    Mein Pendelweg ist mit etwa 20 Minuten je Strecke recht kurz, und bei schlechtem Wetter nehme ich wohl ohnehin den ÖV. Nach genauerer Kalkulation werde ich eher 12.000 km pro Jahr fahren statt der 18.000, die ich ursprünglich grosszügig angenommen und aufgerundet hatte. (Keine Wochenenden, Ferien und Schlechtwettertage abgezogen).

    Mit deinem PC-Vergleich sprichst du genau mein Problem an: Ich habe mir damals einen günstigen geholt, der nicht ausgereicht hat, und später ein teureres Modell, das kaputtging – am Ende hatte ich Stress mit der Garantie und musste erneut investieren und habe jetzt ein pc der Ok ist, aber mich nicht ganz zufrieden stellt, inklusive ganz viel Stress&Kopfschmerzen. Es wäre günstiger gewesen, gleich etwas Vernünftiges zu kaufen. Diese Erfahrung möchte ich jetzt bei meinem Motorrad vermeiden.

    Mein Ziel ist, einmal ein gutes Motorrad zu kaufen, das lange hält, anstatt in zwei Jahren umzusteigen – das wäre insgesamt teurer. Ich versuche daher, die realistischen, langfristigen Kosten besser einzuschätzen. Mir ist klar, dass sorgsames Fahren die Lebensdauer verlängert, aber ich hätte gerne konkrete Zahlen, um das ganze besser zu verstehen (Ich komme aus einer ÖV-Familie, das ist für mich alles nicht so gut greifbar, ich fahre auch kein Auto).


    @ Boo
    Die Kosten die du aufgelistet hast sind für mich gut nachvollziehbar. Aber mit welchen Kosten muss ich denn zusätzlich noch rechnen? Ab welchem Alter des Motorrads fangen die Reparaturen typischerweise an? Was kosten typische Reparaturen? Das sind so die Dinge die ich nicht wirklich einschätzen kann und ein wenig nach Erfahrungswerten suche.

  • Hallo

    Wenn du kannst, kauf eine grössere Maschine - ich habe für den Restart meiner Kariere eine Kawa ER6n gekauft (3'500.-). War für mich gut für ein/zwei Jahre. Dann hat meine Frau damit das A gemacht. Nach einer Leistungsreduktion auf 25 kw (alte Gurke), hat mein Grosser das A- gemacht. Der Kleine ist noch im A1 - Alter.

    Jetzt fahre ich wieder eine grosse BMW.

    Kosten:

    Das mit dem Benzin steht schon oben. Alle 10'000 (je nach Fahrweise früher) ist ein Satz Reifen fällig. Einmal im Jahr ein Service. Strassenverkehrsgebühren, Versicherung und Autobahnvignette kommen noch dazu. Schutzausrüstung kommt auch noch dazu und muss regelmässig ersetzt werden. Wenn du Ganzjahresfahrer bist, brauchst du verschiedene Outfitx (Sommer, Winter und Zwischensaison, ausserdem Regenschutz).

    Ueber Unfallschäden reden wir nicht. Das kann von einem Spiegel bis Totalschaden sein und ist sehr Modellabhängig.

    Motorradfahrer reden nicht gerne über die Kosten, denn da belügen sich alle selber. Es kostet mehr als du denkst und zugibst. Ausserdem: Ist mal etwas billiger geworden als gedacht, geht das gesparte Geld für Anschaffungen die ungeplant und in der Regel eigentlich nicht nötig sind drauf (siehe ...Der "eure neuesten Anschaffungen" Thread!).

    Aber es lohn sich auf jeden Fall (ausser finanziell).

    :toeff20:   :toeff20::toeff21::toeff20:

    warmal: Suzuki TS125, Honda CM125, Honda CB750 F1, BMW R80 GS, Suzuki LS650, Kawasaki ER6n

    ist: BMW R 1200 R LC

  • Verliebt und vernünftig? Frage ich mal. Hoi Noy.
    Verliebt, Du holst Du Dir die Caballero, ein schöner Töff und zahlst was es kostet. Vernünftig? Mein Gerät für 20 Min. Pendeln ist ein SH150, den ich mit sehr wenigen km für sehr wenig CHF kaufen konnte. Ist der kleinste Roller der knapp AB tauglich ist und den Pendler-Job sehr gut und günstig macht. Spätestens, wenn Du beide hast, dürfte das optimal sein. Kosten langfristig rechnen brauchst Du nicht, die kommen dann von alleine. :smiling_face_with_hearts:

  • Kosten können, gerade bei voraussichtlich täglichem Einsatz, natürlich zur Entscheidungsfindung beitragen.

    Aber: viel wichtiger ist, wie "Alltagstauglich" ein Motorrad ist. Nicht im Sinn das es halt fährt und wenig kostet, sondern im Sinne vom Nutzwert selber. Man kann z.B. im Gegensatz zu einem Auto maximal eine Person mitnehmen, man muss (gesetzlich vorgeschrieben) einen Helm tragen und sollte der eigenen Gesundheit wegen auf eine vernünftige Fahrerausstattung (im besten Fall hochwertiges Leder, Rückenprotektor und stabile Schuhe mit Knöchelschutz) achten. Da ist ja alles bekannt und kein Problem wenn man zu Hause aufs Motorrad steigt und eine Runde dreht - egal ob die nur eine halbe Stunde oder dann paar Tage dauert (ok, dann kommt eventuell noch Gepäck dazu, was dann wieder ein anderes Thema ist).

    Die Frage welche sich stellen könnte ist, ob man z.B. bei einem Kunden-Besuch mit Motorrad-Klamotten auftauchen kann, wie es aussieht wenn man total verschwitzt im Hochsommer in "stark riechenden" Klamotten im Team-Meeting ist oder auch schon nur wo man sich denn umziehen kann, wenn man von Motorrad-Ausstattung zu Arbeitstauglichen Klamotten wechselt. Ja, es gibt natürlich Firmen wo man Duschen hat und einen eigenen Spint wo man Reserve-Klamotten lagern kann, aber das ist bei weitem nicht Standard.

    Und wie selber erwähnt: so ca. 5 Monate (November bis März) wird Motorradfahren zur Glücksache aufgrund vom Wetter - und/oder gleichzeitig zur Frage was denn an Ausstattung vorhanden ist. Was bei 30° im Sommer passt, ist spätestens ab Oktober wärmetechnisch am Limit, d.h. man sollte sich als "Ganzjahres-Fahrer" darauf einstellen mehr als eine gesamte Ausstattung zu haben (z.B. auch richtig wasserdichte Schuhe - was im Sommer dann wieder nicht so der Hit ist, weil die einfach viel zu warm werden). Umgekehrt ist eben im Hochsommer im Städtestau Leder wieder nicht so prickelnd, hier könnte sich eine leichte (natürlich trotzdem schützende) Sommerausstattung mit Belüftungen lohnen. Anders gesagt: Ganzjahres-Fahrer haben in der Regel ein beachtliches Budget was Ausstattung betrifft, je nach Ansprüchen kann das insgesamt schon mal gegen 5-stellige Beträge ergeben. Ist natürlich die Ausnahme und gibt auch deutlich preiswertere Lösungen, aber gratis sind auch die nicht.

    Weiter sind die Unterhaltskosten nicht mit einem Auto zu vergleichen. Einige Hersteller haben noch heute Wartungsintervalle von 6'000 Kilometer (für Ölwechsel), so alle 12'000 ist dann Ventilspiel-Kontrolle nötig. Wer nicht selber einfache Sachen machen kann (bzw. will), der kommt schnell mal auf den Geschmack mehr als ein Motorrad haben zu wollen, weil eines sowieso dauernd beim Händler steht. Wer dann auch noch das ganze Jahr fährt wird merken, dass Rostschutz bei Motorrädern nicht wo wirklich das grosse Thema ist - das war einfach schlicht nie vorgesehen, dass man auf salzverseuchten Strassen fährt. Heisst, dass alles was nicht hochwertig lackiert, versiegelt oder sonst geschützt ist, in kürzester Zeit zu rosten anfängt, was spätestens bei der MFK zum Problem werden kann (Bremsscheiben oder viele Stellen wo Metall auf Metall liegt, wie Hauptständer lassen sich sowieso nicht schützen, da ist einfach mehr Verschleiss angesagt, wenn man das ganze Jahr fährt). Und dann kommt noch das Thema Reifen: beim Auto kann man mit Winter-Reifen recht entspannt auf schlechten Strassen fahren, beim Motorrad gibt es sowas schon gar nicht. Die Auflagefläche liegt irgendwo im Bereich eines Fingerabdrucks, liegt da schon nur ein gammeliges Blatt am Boden kann es schon kritisch werden.

    Soll ja keinesfalls heissen, dass man nicht das ganze Jahr über fahren kann, gibt viele welche das Gegenteil beweisen (ich war auch oft im Winter unterwegs). Nur ist das halt weder wirklich praktisch - noch preiswert (weil man das ÖV-Abo ja dann sowieso im Voraus löst).

    Motorrad fahren kostet, das ist unbestritten. Wie viel genau kommt nicht nur auf den Kaufpreis und die Kilometer sondern eben auch den Einsatz-Zweck an, bei mir haben z.b. weiche Stollenreifen (für nasses, tiefes Gelände) nicht mal 600 Kilometer gehalten, das wird dann auch bei preiswerteren Reifen schnell mal teuer - und mühsam, wenn man die Reifen nicht selber montieren kann (oder wegen Strasseneinsatz auswuchten lassen muss). Man fährt halt Motorrad weil man Spass daran hat - und dann ist es zwar nicht völlig, aber doch relativ egal ob das nun bisschen mehr oder weniger kostet.

    Kurz: ich würd mir noch einmal genau überlegen ob es, egal wie günstig oder teuer, überhaupt Sinn macht ein Motorrad haben zu sollen. Wenn man eins will, dann muss man das natürlich bezahlten können, womit man ein Budget haben muss. Dann aber einfach nur die günstigste Version zu wählen muss nicht zielführend sein, man will ja vor allem den maximalen Spass haben. Zum Glück definiert das jeder anders, womit man dann eben die Wahl zwischen ganz vielen Möglichkeiten hat.

    Na dann - viel Spass bei der Evaluierung!

    PS: nicht vergessen, dass inzwischen die Führerschein-Prüfung nicht mehr ganz so günstig ist, das sind sicher auch Kosten welche zu berücksichtigen sind.

  • Alle 10'000 (je nach Fahrweise früher) ist ein Satz Reifen fällig.

    Und natürlich auch je nach Reifen. Meine S23 halten keine 3000km bei meiner Fahrweise.:face_with_hand_over_mouth:

    Aber mir jeder einzelne Rappen wert, denn ich in meinen Töff investiere.

  • Generell:

    - Japaner am zuverlässigsten

    - 4 Zylinder am langlebigsten

    - grösserer Hubraum langlebiger

    - kleinere Literleistung langlebiger

    - Ketten oder Kardanantrieb wage ich keine Aussage, ausser das Kettenantrieb kalkulierbar ist bezgl. Verschleiss

    Wir haben hier im Forum Gardy64 mit über 200000 auf FZ1 und Franz mit 2 CB1300 welche vermutlich auch bald oder schon beide 200000 runter haben.

    Und wie immer, probieren, probieren, probieren, bis Du weisst was Du wirklich willst :winking_face:

    Si vis pacem para bellum

  • Vielen Dank für all die Antworten. Das hilft mir schon etwas weiter. Ich kann mir das Ganze jetzt schon besser vorstellen. Beispielsweise bin ich davon ausgegangen, dass es viel häufiger Reparaturen braucht.

    Ich habe gestern Abend kurz grob alles Durchgerechnet und war etwas überrascht. Ich habe mit den Spass doch etwas günstiger vorgestellt. Bis anhin bin ich von rund der Hälfte ausgegangen, weil ich nicht bedacht hatte, dass die meisten nur Freizeitfahrten machen. Das ist ja schon fast der Preis eines günstigen Autos🙄 Ich frage mich ob eine Occasion effektiv günstiger ist oder ob ich dann einfach mit mehr Reparaturen rechnen muss..

    Es wäre cool, wenn ihr meine Kostenaufstellung kommentieren könntet, ob das alles etwa realistisch ist (Bei den Servicekosten bin ich mir unsicher, ich werde aber sicher ein freier Mechaniker wählen im Ort).
    Ich habe angenommen, dass das Motorrad rund 7 Jahre hält und dann mit 84kkm (Durchschnittswert für 125ccm?) den Geist aufgibt. Da fände ich es noch interessant zu wissen, wie viel man dann erneut investieren könnte für neue 5 Jahre Lebenszeit..
    Was ich mich auch Frage ist, ob es sich lohnt den Service so oft zu machen, auch wenn dann die Herstellergarantie flöten geht. (Wäre es fahrlässig wenn man den Töff einfach 1x im Jahr zur Kontrolle bringt und nur repariert was effektiv notwendig ist und kleine Dinge selber macht? Da würde man dann doch sicher gleich 1500.-/y sparen)
    Den Wertverlust hatte ich ebenfalls auf die gefahrenen Kilometer hoch gerechnet und nicht auf Jahre. Nach sieben Jahren wäre es dann eigentlich nur noch gut zum Ausschlachten, ist das eine richtige Annahme?

  • Ich sehe keine grundlegenden Rechenfehler ...

    - Bei einem Neufahrzeug wäre eine Vollkasko eine Ueberlegung wert

    - Eine Teilkasko für Glasteile (Spiegel, Scheinwerfer) und Vandalismus einfach in die Ueberlegung einbeziehen

    12'000 km auf einer 125er .... würde ich meinem Arsch nicht antun ... 500 ccm wären viel Angenehmer und nicht viel teurer...

    :toeff20:   :toeff20::toeff21::toeff20:

    warmal: Suzuki TS125, Honda CM125, Honda CB750 F1, BMW R80 GS, Suzuki LS650, Kawasaki ER6n

    ist: BMW R 1200 R LC

  • Was die "Lebensdauer" angeht, sind extreme Unterschiede möglich. Selbst hier im Forum gibt es Leute welche nach über 100'000 Kilometern im Grunde kaum was anderes als normale Service (natürlich ab und zu neue Reifen, Kettensatz u.ä.) hatten, andere mussten bei 1-Zylindern schon nach kurzer Zeit für teures Geld die Zylinderkopf-Dichtung wechseln lassen.

    Ob ein 125er ohne grosse Investitionen 80'000 Kilometer hält kann ich nicht beurteilen, ich befürchte aber, dass das eher die Ausnahme bleibt. Selbst bei den sonst recht stabilen 640er KTM's waren Laufleistungen von über 50'000 Kilometer die Ausnahme, wer's mit den Service nicht so genau genommen hat (oder Rennen gefahren ist), konnte von Glück reden, wenn 30'000 Kilometer ohne jegliche Probleme gemacht werden konnten. Als wir noch 125er gefahren sind (lang ist's her, waren damals in der Regel auch noch 2-takter) rechnete man mit maximal 20'000 Kilometer, oft waren es nur 10'000, für einen Kolben samt Zylinder hohnen, aber die teilweise gegen 30 PS aus 125 Kubik haben halt auch wirklich Spass gemacht. Die aktuellen 4-Takt Kübel mit 11 Kw (maximal für A1) sind da natürlich deutlich weniger gefordert - und wer die Leistung so belässt, dürfte deutlich länger ohne Zusatzkosten fahren können. Nur ist man eben wieder beim Thema: reichen 11Kw tatsächlich um täglich (und langfristig) Spass zu haben? Besser als ein 50ccm Roller ist es allemal, aber bei den Kosten eines Neufahrzeuges wäre es für mich persönlich doch sehr fraglich ob man sich nebst all den anderen Einschränkungen (seitens Alltagsnutzen) auch noch mit der doch sehr übersichtlichen Leistung langfristig anfreunden kann.

    Als nettes "Spielzeug" um bei schönem Wetter mal nicht in den Bus zu steigen sicher sehr OK, aber eben - bei 5-6 tausend Franken Anschaffungspreis?

    Wenn's wirklich nur dafür taugen soll, dann könnte eventuell eine alte Maschine (gibt schon Fahrzeuge für 500-800 Franken - meist in desolatem Zustand) mit etwas persönlichem Einsatz und einem ambitionierten Mech wieder MFK-tauglich gemacht werden, allerdings muss man dann wieder Abstriche beim Fahrwerk, Bremsen (ABS wohl eher nicht dabei) und eventuell Zulassung (wenn über 11 KW gibt's kein A1) machen. Irgendwie dreht man sich also wieder im Kreis und muss halt erst mal entscheiden wie viel "Wert" einem Motorrad fahren ist.

    Nur nebenbei: unsere aktuelle 2-Zylinder Familien-Gurke (ist nicht bös gemeint, aber nach meinen Custom-Rally-Aufbauten und der seitens Fahrwerk überarbeiteten VTR-SP-1 hat man irgendwie bisschen den Bezug zur Realität verloren) hat A- Zulassung und fährt tadellos. Mit ganz genau 48 PS ist das aber alles andere als Übermotorisiert und vom Fahrwerk (inkl. ABS) muss man keine Wunder erwarten, weniger (Hubraum/Leistung) wäre da doch schwer erträglich - und mit Gepäck oder jemandem auf der Sitzbank ist der Spass dann doch recht schnell nur noch ansatzweise vorhanden. Aber: war halt relativ preiswert, taugt für die A- Prüfung vom Nachwuchs (Sturzbügel haben sich schon mehrfach bewährt) und Sprit- wie Reifenverbrauch sind schwer in Ordnung, auch macht man mit einem vollen Tank locker 400 Kilometer. War halt ein Vernunfts-Entscheid, muss man halt wollen - wobei man wieder am Anfang ist und sich eben erst mal klar werden muss ob man nun Geld für ein 2-Rad investieren will oder nicht. Günstiger als ein Auto ist das schon, aber halt auch deutlich weniger praktisch und wenn man eh ein ÖV-Abo hat, dann dürfte Bus/Zug auf Dauer sogar die preiswertere Alternative sein, zumal man Termine quasi minutengenau planen kann.

    Ältere Motorräder haben durchaus ihren Reiz und müssen keinesfalls schlechter sein als neuere. Ja klar - seitens Abgaswerten (und Verbrauch) muss man Abstriche machen und auch damit klar kommen ab 10-jährlig alle 2 Jahre zur MFK gehen zu müssen (somit sind putzen, Service und eventuell Mechaniker nötig, oft muss man frei nehmen um die Termine wahrnehmen zu können). Wer Einsteiger ist, sollte trotzdem darauf achten, dass ein einigermassen taugliches ABS vorhanden ist - und wie im vorherigen Post beschrieben daran denken, dass die Fahrerausstattung auch bei kleinen Hubräumen sinnvoll (und z.B. bei einer Prüfung sogar vorgeschrieben) ist. Falls die Karre dann nach 2-3 Jahren grössere Probleme macht, kann man sie entsorgen (Reparatur macht meist keinen Sinn weil nicht im Verhältnis zum Wert) und hat nicht allzuviel Geld verloren. Umgekehrt geht natürlich auch: wer neu irgendwo zu Sonder-Bedingungen (ist zwar die Ausnahme, gibt es aber ab und zu) was kauft, hat Werksgarantie und braucht quasi nichts zu investieren - lässt sich 2 Jahre später zu gutem Preis wieder ausschreiben (ob bzw. wie schnell mal es dann verkauft ist eine andere Frage, der Gebrauchtmarkt ist massiv überbesetzt, was rasche Verkäuft schwierig macht).

    Langfristig würde ich nicht davon ausgehen, dass man bei A1 bleibt, wenn man mit einer Neuanschaffung rechnet, dann würde ich mir gut überlegen ob es nicht sinnvoll ist gleich auf A- zu gehen und mir eine gebraucht 35 Kw Maschine holen. Dann 2 Jahre fahren und auf offene Klasse gehen (muss ja nicht gleich 150 PS sein), dann kann man sich aus allem was irgendwo angeboten wird genau das holen auf was man Lust hat. Wer weiss - vielleicht hat man bis da den Geschmack an E-Motorrädern gefunden, könnte für die tägliche Fahrt zur Arbeit gar nicht die schlechteste Variante sein (Ausser Reifen quasi kein Unterhalt - und selbst Strom ist im Verhältnis zum Sprit recht preiswert). Bei den aktuellen Angaben könnt ich mir vorstellen, dass z.B. ein E-Roller gar nicht so schlecht passen könnte - wenn der Platz knapp ausfällt sogar ein Down-Sizing auf ein schnelles Pedalec :winking_face: