Wiedereinsteiger - Angst...

  • Hoi zäme

    Wie ich bereits in meiner Vorstellung geschrieben habe, habe ich entschieden, wieder mit der Töff-Fahrerei zu beginnen. Ich hörte damit vor 17 Jahren auf, weil mich ein Senior abgeschossen hat und ich irgendwie danach (auch wegen meiner damals 3 kleinen Kinder) nicht mehr einsteigen wollte.

    Nun habe ich heute eine V-Strom 650 aus dem Jahr 2004 probegefahren und es passt eigentlich Alles. Was mir wirklich zu denken gibt: Ich hatte bei der Probefahrt Angst, dass ich wieder abgeschossen werde. Ich versuchte, zu jedem Fahrer, der auf die Strasse einbiegen wollte, Blickkontakt aufzubauen um irgendwie sicherzustellen, dass ich gesehen werde.

    Kennt jemand hier im Forum dieses Gefühl nach einem Unfall? Geht das irgendwann wieder vorbei? Was halt auch extrem krass ist ist die Verkehrsdichte im Verhältnis zu vor 17 oder mehr Jahren...

    Danke für Eure Tipps und Hinweise

    Iona

  • Mit dem Motorrad kenne ich es nicht (Da ich neu bin und mit dem 125er noch das L habe), aber mit dem Auto. Ich hatte jedoch nur eine 7 Jahre Pause (komplette Fahrpause) und mit der Zeit ging es eigentlich wieder ein bisschen besser. Einfach fahren, fahren, fahren. Ging auch eine Weile bis ich mich z.B. wieder getraut habe durch Zürich zu fahren. Anfangs war es wirklich nur der aller-direkteste Weg zur Autobahn und dann einfach mit 90-100 und genügend Abstand hinter einem LKW bleiben.

    Was generell vermutlich für immer bleibt, ist dass man ein wesentlich vorsichtigerer Fahrer ist.

  • Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass Angst uns am Leben hält.

    Gehe das Motorradfahren wieder langsam an und lasse Dich nicht durch 'Gruppendynamik' zu waghalsigen Fahren hinreissen.

    -Dann klappt es auch mit dem Spass. :motorrad10:

  • Abgeschossen hat mich noch keiner, nur fast. Dafür bin ich wegen einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit einem hinten rein gefahren. Danach hatte ich auch immer das Geühl, zu dicht aufzufahren und habe wohl einen grösseren Abstand als notwendig eingehlaten plus irgendwie verhaltenes Fahren.

    Das Einzige was mir half, war fahren und mich wieder langsam an das vernünftige Fahren herantasten. Die Angst sollte sich in Respekt vor möglichen Situationen wandeln. Helfen können auch Fahrsicherheitstrainings beim TCS, bei Cornu etc. mir zumindest haben solche Kurse / Übungen geholfen. Vieles, das ich dort lernte, verhalf mir zu einem vorausschauenderen Fahren, auch wenn mich zwischendurch das TEufelchen packt O:)

    Und immer nur so fahren, dass es Spass macht und Dich sicher fühlst, mit der Freude am Fahren kam zumindest bei mir auch die Sicherheit, rechtzeitig reagieren zu können, wieder.

  • Geht das irgendwann wieder vorbei?

    mit sanftem rantasten in randzeiten mit wenig verkehr , bis das vertrauen stück für stück wiederkommt

    ich gehe nun davon aus , dass du ein verantwortungsvoller und umsichtiger fahrer bist ... :thumbsup:

    ( und kein full-speed "kamikaze-hirsch" )

    die totale sicherheit gibt es dennoch nicht ,.. und um eher heil über die runden zu kommen :
    vorausschauendes achtsames defensives fahren mit "mitdenken" für die anderen verkehrs-teilnehmer

    "7-ter sinn intuition" , ständige bremsbereitschaft , augenkontakt und traue niemandem

    reale abschüsse hatte ich zum glück nie , wenige beinahe abschüsse schon alle 50'ooo km

    augenkontakt ist gut , funktioniert "maskiert" mit einem integral-helm nicht wirklich
    hatte dann deswegen einen jet-helm und werd eher als mensch wahrgenommen

    hilft aber auch nicht 100 %

    ein beispiel : "missgedeuteter augenkontakt"
    ich fahre auf der hauptstrasse innerorts achtsam brems-bereit
    an einer seitenstrasse mit stop-markierung wartet ein auto
    ich mache augen-kontakt und denke die fahrerin hat mich nun gesehen
    und genau dann fährt sie los , direkt vor meine voll-bremse
    " sie dachte , ich hätte ihr mit dem augenkontakt ein ok-zeichen gegeben um loszufahren " :patsch:

    2 Mal editiert, zuletzt von silvio (5. März 2021 12:37)

  • Habe nach der Geburt meiner Tochter, mit dem Töfffahren bei welchem ich oftmals im Grenzbereich unterwegs war, für 23 Jahre pausiert.

    Während dieser Zeit bin ich natürlich auch einige Male hässlich gestürzt.

    So ging es mir beim Wiedereinstieg erst mal wie Dir.

    Die ersten Fahrten waren begleitet von Angst abgeschossen zu werden.

    Auch die Skepsis mir selbst gegenüber, dass meine Physis und die mentalen Anforderungen nicht genügen würden, liessen mich erst mal nicht los.

    Wie bereits einige Male von meinen Vorrednern erwähnt, weicht dies quasi mit jedem Km den Du unterwegs bist.

    Kann Dir also hiergegen keine Pille und auch keinen Zauberspruch zusprechen.

    jedoch:

    - Schau dass Du im Verkehr wahrgenommen wirst -> ein mattschwarz gekleideter Reiter auf einem mattschwarzen Pferd ist nicht ratsam :winking_face:

    - Denke auch für die anderen Verkehrsteilnehmer (leider erforderlich)

    - Stelle sicher, dass die anderen Verkehrsteilnehmer Dich gesehen haben -> notfalls auch mit der Hupe

    - Achte besonders auf Autos, welche Dich nicht sehen können aber die Du gesehen hast

    Halt die Ohren steiff :top:

    Si vis pacem para bellum

  • Zur Not gibt es "Fahrangst-Schulen" - Fahrlehrer welche sich auf genau dies spezialisiert haben und so den Wiedereinstieg begleiten und helfen. Ich hab letztes Jahr für eine solche Dame Bilder gemacht - allerdings weiss ich nicht, ob sie das auch für Motorräder anbietet.
    Gibts aber bestimmt. Evtl könnte das so als "letzte Möglichkeit" was bringen :smiling_face:

    toitoitoi

  • Nach bald 2 Mio gefahrenen KM mit Auto und Möppe kann ich Dir auch nur raten: fahren! Augen auf und mitdenken. Das wird sich legen, ganz bestimmt. Setze Dich nicht unter Druck, fahre wie es Freude macht. Die Freude bringt Dich weiter.

  • Danke für Eure vielen und ratsamen Tipps. Und ich bin froh, dass ich nicht der Einzige mit diesen Fragen bin...

    Achtsam bin ich definitiv beim Fahren - meine Frau sagt mir immer mal wieder, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, ich soll nicht dauern bremsbereit sein wie beim Töff-Fahren. :grinning_squinting_face:

    Als ich die Suzi meines Sohnes vom Händler zu uns nach Hause überführte, habe ich das erste Mal die Jacke angezogen, die ich damals beim Unfall trug. Lustigerweise (oder so) waren in der Jackentasche noch der Blinker, die Fussraste und ein Verkleidungsstück der NTV. Die Jacke war reichlich ramponiert - das war mir gar nicht mehr so bewusst. Wahrscheinlich haben die Protektoren damals schon Schlimmeres verhindert.

    Auf jeden Fall werde ich mir - auch wenn das optisch nicht wirklich super aussieht - ein Jacke kaufen, welche mit Neonapplikationen hat. Ausserdem überlege ich mir (falls es denn eine V-Strom 650 wird) zusätzlich zwei LED-Tagfahrlichter zu montieren. Das sieht man ja immer mehr und LED macht die Töffs halt schon tatsächlich sichtbarer.