Stimmt meine Annahme, dass die Motorbremse von der Art der physikalischen Wirkung her (nicht unbedingt bezüglich Intensität) auch mit der Hinterradbremse resp. mit der Rekuperation zu vergleichen ist?
Wird die Motorbremse in Kurven eingesetzt, und wie stark ist die Motorbremse?
Die Wirkung am Hinterrad ist bei Verzögerung immer die gleiche. Es wird eine Bremswirkung entfaltet und diese wirkt auf den hinteren Reifen. Wird die Bremswirkung zu gross fängt der Reifen an zu rutschen.
Beim Einsatz der Bremse verhindert ABS, dass der Reifen dabei rutscht und das Rad still steht. Dann wird die Bremse gelockert damit sich das Rad wieder dreht und das Motorrad sich nicht rutschend seitwärts sondern rollend vorwärts bewegt.
Die Bremswirkung die ein benziner dabei entwickelt ist abhängig vom Motor und vom gewählten Gant und nicht pauschal beantwortbar. Die Bremswirkung ist aber höher je weiter du runter schaltest (höhere Drehzahl). Bei einem üblichen 4-Zylinder Japan-Bike kannst du im 6. Gang bei 80 voll vom Gas und merkst kaum eine Bremswirkung. Schaltest du aber in zwei Gänge runter geht die Drehzahl hoch und die Bremswirkung ist höher.
Ebenso ist üblicherweise bei grossvolumigen Ein- oder Zweizylindern die Bremswirkung des Motors massiv höher.
Und jetzt kommt auch das gefährliche. Wenn du dann z.B. mit 80 in den zweiten Gang runter schaltest und hart einkuppelst, dann kann es passieren, dass die Motorbremse so stark ist, dass das Hinterrad zu rutschen beginnt. Da hilft dann auch kein ABS mehr weil nicht die Bremse am rutschen schuld ist sondern die Motorbremse. Da hilft dann nur noch auskuppeln und rollen lassen. Einige Motorräder sind genau deswegen mit einer Anti-Hopping-Kupplung ausgerüstet. Die verhindert genau das. Sie beschränkt die Bremswirkung des Motors. Bremst der Motor zu stark beginnt die Kupplung zu rutschen und es sollte nicht zum unkontrollierten blockieren/rutschen des Hinterrades kommen.
Bei der Zero bin ich mir nicht sicher. Theoretisch wäre es möglich, dass die Elektronik die Rekuperation anhand der Daten vom ABS-Sensor auch dynamisch anpassen kann wenn ein rutschen festgestellt wird. Da aber die Bremswirkung selbst bei maximaler Rekuperation nicht im kritischen Bereich ist müsstest du schon über Metall oder Eis fahren damit man das mal testen könnte ob beim maximalen Rekuperieren das Hinterrad zum rutschen gebracht werden kann.
Und nein, die Motorbremse wird nicht beim bremsen in Kurven eingesetzt. Dafür sind die Bremsen da. Gebremst wird nur mit den Bremsen! Nur damit kann man kontrolliert und bei Bedarf auch sehr zügig seine Geschwindigkeit reduzieren.
Die Motorbremse wird eigentlich nur zum halten der Geschwindigkeit (z.B. bei leichtem Gefälle) oder beim ausrollen vor Ampeln oder Geschwindigkeits-Zonen benutzt wenn man vorausschauend fährt.
Insbesondere wird in Kurven eben nicht gebremst, weder mit Motor noch mit Bremsen. Ja manche bremsen bis zum Kurvenscheitelpunkt in die Kurve, für Anfänger ist das aber weniger geeignet also für die Rennstrecke. Wer es kann soll es machen, sicherer ist es aber immer VOR der Kuve die Geschwindigkeit zu reduzieren, IN der Kurve die Geschwindigkeit zu halten und ab dem Scheitelpunkt sanft zu beschleunigen. Bei der Zero heisst das eben, dass du in der Kurve den Gasgriff nicht ganz zurückdrehen sollst.
Bremse also vor der Kurve ab und halte den Drehgriff so, dass die Zero mit gleichbleibender Geschwindigkeit weiter fährt. Genau so wie du es tust wenn du von einer 80er Zone in die 50er Zone einfährst und dann 50 hältst.
DAS finde ich eben die grosse Herausforderung; die Einschätzung der Kurve.
Richtig, das kommt mit der Übung und mit dem Wissen wie viel Schräglage du mit dem Motorrad und deinen Fahrkünsten erlauben willst. Du musst dich nicht zwingen schneller in die Kurve zu fahren. Lieber zuerst mehr Sicherheitsreserven. Du wirst gewisse Strecken und Kurven immer wieder fahren und gewinnst dort Erfahrungswerte.
Trotzdem passiert es auch erfahrenen Fahrern, dass mal eine Kurve falsch eingeschätzt wird. Besonders sogenannte Hundsnasenkurven die zunächst als weite Kurve erscheinen aber dann immer enger werden. Bist du da zu schnell rein gefahren musst du in der Kurve korrigieren und bremsen. Wie man in einer Kurve in so einer Situation richtig bremst... naja, dafür gibt es ganze Kurse...
Wie viele km braucht ein Anfänger (im Schnitt, resp. von / bis) bis er für die Einschätzung prüfungsreif ist? Was schätzt ihr?
Lässt sich pauschal nicht sagen. Ich denke der Schnitt liegt bei > 5000km. Das ist kein Wettbewerb! Jeder braucht so viel Übung wie er eben braucht. Jemand der täglcih 50km Autobahn fährt zur Arbeit ist auch nicht schneller Prüfungsreif nur weil er viele km abspult.
Und zwar mit Sozius, da die Strassenprüfung (mindestens in BS/BL)
Komm mal nach Luzern, da wird die 8 auch mit Sozius gefahren :emojiSmiley-12:
Meine Meinung dazu ist immer noch: Mit Sozius lernst du viel sauberer (weniger ruppig, Lastwechsel...) fahren. Erst wenn der Sozius dir dauernd an den Helm Knallt merkst du wie unsauber du gerade gefahren bist.
Wie oben erwähnt, werde ich die Rekuperation dazu wohl zurückstellen/abstellen müssen
Ich denke das ist unkritisch. Gerade als Anfänger bist du soooooo weit weg vom Limit was der Reifen mitmacht. Es ist unwahrscheinlich dass Rekuperation hier zu einer kritischen Situation führen kann.
Ein Ruck (resp. Lastwechsel) beim Wechsel von Rekuperation auf Beschleunigung fällt mir bei defensiver Fahrweise überhaupt nicht auf, mindestens nicht im Eco-Modus. Ausser wenn ich sehr bewusst sofort stark beschleunigen will.
Die Zero im Eco Modus ist extrem handzahm. Im Sport-Modus mal in Schräglage in der Kurve voll das Gas aufreissen treibt dir dann schon die Schweissperlen auf die Stirn :emojiSmiley-15:
Auch die Leistungsentfaltung ist sehr linear. Bei einem Verbrenner hast du beim Gas geben viel häufiger zuerst einen Ruck, das liegt auch an der Kupplung und den darin verbauten Federelementen die zwar Schläge dämpfen aber die Energie dann auch wieder abgeben. Auch die Kette und deren Durchhang führt zu Schlägen beim Lastwechsel. Wenn man diesen verhindern will fährt man auch in einer Kurve permanent mit ein wenig Hinterradbremse rein und hält die Kette gespannt (Motor immer etwas ziehen lassen und gegen die Bremse arbeiten lassen).
Bei der Zero entfällt das. Der Riemen ist immer gespannt. Es gibt keine Kupplung. Der Riemen hängt direkt am E-Motor. Der Antrieb ist sehr viel direkter.
Also wie gesagt würde ich bei der Zero die Rekuperation immer auf maximum lassen. Denn nur so gibt sie mir per Gas-Drehgriff die maximale Kontrolle. Du solltest dir aber angewöhnen vor der Kurve zu bremsen und IN der kurve die Geschwindigkeit zu halten. Suche dir ein paar lang gezogene Kurven und übe diese mit gleichbleibender Geschwindigkeit zu durchfahren.