Vollbremsung mit ABS

  • Hallo zusammen

    Gestern hatte ich einen Schräglagenkurs.

    Dort lernte ich in der Schrägelage eine Vollbremsung zu machen. Der Kursleitet sagte, man könne diese Bremstechnik auch auf der Geraden anwenden.

    Wir lernten die Bremse nicht schlagartig sondern kontinuierlich fest zu ziehen um sicher und schnell zum stehen zu kommen.

    Die Vollbremsung wie sie an der Prüfung verlangt wird, sei falsch. Wenn voll reinschlägt, haben die Räder einen kleinen Schlupf welche den Bremsweg verlängern.

    Nun meine Frage in die Runde:

    Wie bremst Ihr bei einer Vollbremsung?

    Bin man gespannt. :top:

    Einmal editiert, zuletzt von servusli (29. September 2019 12:24)

  • Bei einer Schreckbremsung nicht voll durch zu ziehen will geübt sein. Auch ist der Untergrund nie gleich, wodurch ein optimaler Bremsvorgang sehr schwierig ist. Auf der Renne kann man sich ans Optimum herantasten, sieht man ja in der Moto-GP, auf der Strasse kann man das vergessen. Die Vollbremsung wie sie an der Prüfung verlangt wird bezieht sich nur auf die Geradeausfahrt, da ist sie schon ok.

    Hier kommt das ABS ins Spiel. Wenn das regelt, verliert man vielleicht ein paar Meter. Doch wenn man progressiv die Bremse dosieren muss (wie du es wohl gelernt hast), verliert man noch viele Meter mehr. Ist allerdings die sicherste Variante, gerade in Schräglage.
    Und wenn man degressiv bremst, was bei einer Schreckbremsung durchaus passieren kann, liegt man ohne ABS u.U. schon auf der Nase.
    Das ABS sollte den Schlupf auf ein Minimum reduzieren, indem es das Rad im Bereich der Haftreibung zur Grenze der Gleitreibung verzögern lässt.

    Ich versuche solche Bremsmanöver mit genügend Abstand zu vermeiden. Funktioniert bestens.
    Man muss dann jedoch auch den Mut haben, wenn etwas nicht ganz wie geplant läuft, wirklich zuzulangen und stärker zu bremsen als es dann vielleicht nötig gewesen wäre.
    Und dann habe ich noch ein (Kurven-)ABS so als letzte Option :grinning_squinting_face:

    Wer Rechtschreibefehler findet der darf sie behalten

  • Ich habe nicht gelernt progessiv die Bremse zu dosieren. Das lernte ich bei mein A1 Kurs mit dem Roller ohne ABS.

    Er erklärte es so, wie wenn man eine Zitrone von Hand auspresst. Wenn man man es etwas langsam mit Kraft macht, spritzt es nicht. Wenn man ruckartig presst spritzts der Saft.
    Ist halt schwer zu beschreiben.

    Aber auf jedenfall verkürzt sich die Verzögerungsstrecke merklich mit der erlernten Methode. Gestern noch beim Strassi ausprobiert. Es zeigt da ja die Verzôgerungszeit an. Mit vollreinhauen habe ich die längere Verzögerungszeit als mit der erlernten Methode.

    Kurven ABS ist sozusagen die elektronische Variante von dem was wir gelernt haben :grinning_squinting_face:

    Viele (ich eingschlossen) machten auch den Fehler beim Bremsen den Körper aufzurichten. Und schon wären wir in irgendwo gegen gefahren :muaha:

    Dafür gelingts mir jetzt einigermassen beim Bremsen in der Kurve den Körper in die Kurve zu legen und so mehr oder weniger Sicher zum stehen zu kommen.

    Aber genügend Abstand zum Vordermann ist die allerbeste Variante von allem.

    Einmal editiert, zuletzt von servusli (29. September 2019 13:19)

  • Zwischenfrage: müsste man ohne ABS nicht regressiv bremsen?, resp. auf keinen Fall progressiv. (Haben das so gelernt. Bei progressiv würde die Bremskraft zunehmen, während die Geschwindigkeit abnimmt: Rad blockiert)

    Falls dies zu OT ist: bitte rausschmeissen (oder anmerken, dann lösch ichs selber)

  • Ich hatte das jeweils so gerlernt, nehme an das ist noch gleich:

    Vollbremsung (=Notbremsung) wie man sie für die Prüfung übt ist immer nur für Geradeausfahrt. In Schräglage kannst das vergessen, da hauts dich sonst schnell aus der Kurve. Ich hatte die Notsituation in einer Kurve so gelernt, dass man den Töff zuerst aufrichten soll, dann Notbremsung.

    Etwas anderes ist das Ausweichen beim Bremsen. Da sollte man ohne ABS die Bremse jeweils etwas öffnen, um ausweichen zu können. Auch das kann/sollte man üben, wird an der praktischen Prüfung aber nicht gefragt.

    Notbremsung ohne ABS an der Prüfung: Auf jeden Fall degressiv bremsen, also erst stark, dann etwas weniger. An der Prüfung sehen sie das daran, dass die Gabel vorne schnell eintaucht, dann aber unten bleibt und das Rad nicht blockiert. Sinn davon ist, dass möglichst schnell möglichst viel Geschwindigkeit abgebaut wird ohne dass das Vorderrad blockiert. Progressiv macht für beides wenig Sinn.

    Notbremsung mit ABS: Bremse sofort voll durchziehen und nicht lösen. Wenn nur halbherzig ziehst, regelt das ABS evtl nicht. Auch mit ABS taucht die Gabel vorne natürlich ein und das Hinterrad wird leicht, kann je nach Töff sogar leicht abheben. Also darauf gefasst sein und nicht erschrecken :winking_face: .

    Ah ja, Fussbremse an der Prüfung voll treten. Ohne ABS soll das Hinterrad ruhig blockieren. Und wichtig: Immer schön einen Punkt gerade vor dir anschauen!

    Ich Töff das.

  • Vollbremsung ohne ABS geht am besten, wenn man nicht gleich voll den Anker wirft, sondern "langsam Druck aufbaut".

    Der Sinn ist, dass auf das Vorderrad Gewicht aufgebaut wird was wiederum die Reibung erhöht.

    "Langsam" ist ziemlich relativ. Wenn ich bei meiner Katana in Bremsbereitschaft voll in die Eisen greifen kann sie mal springen oder einen Schwarzen liegen lassen. Was nicht passiert, wenn ich den Griff einfach zumachen. Man kann sagen, der Unterschied ist zwischen "zuschnappen" und "beherzt zugreifen".

    This Space Intentionally Left Blank

  • jetzt hab ich grad ein ein Durcheinander... der eine Fahrlehrer sagte progressiv müsse man ohne ABS bremsen.

    Wenn ich beim ABS voll rein klotze, hat mein Vorderrad etwas Schlupf und es regelt erst dann. Wenn ich aber so bremse wie gestern gelernt, regt mein ABS ohne Schlupf und mein Töff steht schneller.

  • Vermute, da ging es spezifisch um das Bremsen aus Schräglage? Dort ist vermutlich progressiv schon richtig, da mit abnehmender Schräglage auch mehr gebremst werden kann. Macht ein Schräglagen-ABS im Prinzip auch so.

    Allerdings bezieht sich das vermutlich auf eine normale Situation wo man einfach in einer Kurve langsamer werden will, nicht auf eine Notbremsung wo man so schnell wie möglich stehen muss. Dann wäre meines Wissens am kürzesten, den Töff aufrichten und degressiv bremsen (ohne ABS)-

    Aber vielleicht lieg ich ja falsch und das kann dir ein Profi hier sicher besser erklären :winking_face:

    Ich Töff das.

  • Progressiv? Degressiv? Ich finde das für einen Anfänger extrem verwirrende Ausdrücke.
    Progressiv bedeutet doch: am Anfang wenig und dann immer mehr bis zum Schluss. Degressiv genau umgekehrt, am Anfang stark und am Schluss immer weniger. Beides ist doch völliger Blödsinn für eine Vollbremsung. Da muss man schon etwas genauer hinschauen, was wann passiert und passieren soll, um das richtig umzusetzen.

    Ich habe, um es klarzustellen, keine Ahnung, wie "man" eine Vollbremsung für die Prüfung gezeigt bekommt bzw. wie "man" sie an der Prüfung zeigen muss. Aber ich kann dir erklären wie du eine Vollbremsung so üben kannst, dass kein Experte dir sagen kann, dass sie ungenügend war, und zwar unabhängig davon, ob du ABS hast oder nicht.

    Also, Hinten erstmal durchtreten, das ist der einfache Part. Mit oder ohne ABS. ohne ABS gibts dann halt nen Schwarzen Strich, aber das Motorrad bleibt trotzdem stabil, weil das Hinterrad ja fest in der Schwinge eingespannt ist und du es so einfach hinterher ziehst.

    Der schwierige Part ist die Bedienung der Vorderbremse. Ohne ABS natürlich etwas schwieriger.
    So eine Bremsung aus 50km/h wie an der Prüfung dauert wie lange? Etwa 2s grob geschätzt. Von diesen 2s sind die ersten 2-3 Zehntelssekunden entscheidend über den Bremsweg. Denn in dieser Zeit verlagert sich das Gewicht des Motorrades fast komplett aufs Vorderrad (sieht man daran, dass die Gabel eintaucht). Greifst du nun zu ruckartig in die Bremse, will das Vorderrad stehen bleiben, und weil du noch zu wenig Gewicht drauf hast, kann es das auch. Folge: Es blockiert bzw. das ABS beginnt stark zu regeln, öffnet die Bremse und du verschenkst Meter. Der Experte sieht das daran, dass die Gabel zuerst nicht maximal eintaucht, sondern wieder etwas raufkommt und dann erst ganz eintaucht. Oder ohne ABS, dass du schlichtweg stützt. Beides ist schlecht. Und DAS meint der Fahrlehrer mit progressiv Bremsen: Du musst den Bremsdruck so langsam aufbauen, dass das Vorderrad gerade nicht blockiert, bis zu dem Zeitpunkt wo die Front maximal beladen ist. Mit oder Ohne ABS! DAS musst du üben! Und eben, das dauert etwa 0.2-0.3s, egal von welcher Geschwindigkeit du runterbremst. Sobald die Front voll beladen ist, kannst du den Bremsdruck einfach aufrecht erhalten lassen, bzw. das ABS seine Arbeit machen lassen, meinetwegen die Zitrone fertig ausquetschen.

    Kurz und knapp: Das Wort "progressiv" bezieht sich keineswegs auf die gesamte Vollbremsung, sondern nur auf die EINLEITUNG der Vollbremsung. Ich hoffe schwer, dass die Fahrlehrer das so klar vermitteln. Aber wenn ich immer wieder Aussagen von Anfängern höre und lese, bezweifle ich das leider etwas. Dabei ist das so etwas Wichtiges, das darf doch nicht solche Fragen offen lassen.

    Richtig wäre in meinen augen also: kurz progressiv, dann konstant.

    Ich habe mit meinem ABS Motorrad mal einen Selbsttest gemacht mit ziemlich genauer Datenanalyse. Und eine schlechte ABS Bremsung kostete mich 2.5-3m mehr Bremsweg aus 50km/h, gegenüber einer möglichst gefühlvollen Bremsung, wo das ABS NICHT geregelt hat.
    Also man kann demnach auch mit ABS etwas falsch machen :winking_face:


    Beim Bremsen in Schräglage kommt es halt darauf an, was deine Strategie ist (ist im Notfall natürlich Situationsabhängig)

    1. Ziehst du einen möglichst kleinen Radius durch, dann progressiv im Sinne wie bei der Vollbremsung geradeaus, nur nicht mit so viel Bremsdruck natürlich. Das ist aber schon sehr sehr schwierig muss ich sagen . Da ist eben auch ordentlich Gegendruck am Lenker und viel Gefühl gefragt. Sturzrisiko ziemlich hoch würd ich sagen.
    Ich übe das quasi regelmässig auf der Rennstrecke, wo bis in den Scheitelpunkt bei grosser Schräglage noch ziemlich stark gebremst wird (progressiv-degressiv), und da macht sich der Unterschied von mir zu einem Profi extrem bemerkbar, wie viel besser die das können.

    2. Bremsen und dabei das Motorrad aufrichten: Dann würde ich sagen progressiv bis das Motorrad aufrecht ist, weil mit der immer geringeren Schräglage immer mehr Bremsdruck aufgebaut werden kann (Stichwort Kamm'scher Kreis). Ist aber leider auch nicht immer eine Option.

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

    7 Mal editiert, zuletzt von Boo (29. September 2019 21:59)

  • Wir lernten gestern im Schräglagenkurs eine sichere Notbremsung in Schräglage zu machen, ohne bzw. möglichst nicht die Kurvenlinie zu verlassen.
    Der Kursleiter zeigte, dass wir bei der Notbremsung in der Linkskurve mit dem Oberkörper auf die linke Seite vom Tank liegen um möglichdt viel Gewicht auf das Vorderrad zu bringrn und dann die Bremse zu betätigen. Nicht voll rein klotzen. Wie bereits schon versucht zu erklären.

    Mir hat der Kurs extrem viel gebracht. Ich sitze nun viel entspannter auf dem Töff und kann doe Kurven geschmeidiger fahren. Fühle mich nun sicherer wenn ich mal in einer Kurve bremsen muss.