Angst im Strassenverkehr

  • Guten Tag miteinander!

    Ich habe mir vor ca. 3 Monaten ein Kleinmotorrad (50ccm max. 80 km/h) gekauft. Ich war sehr aufgeregt und konnte es nicht mehr erwarten zu fahren. Als dann das Motorrad in der Garage stand und mir nichts mehr im weg war, einfach los zu fahren, bekam ich angst und verschob die fahrt auf den nächsten Tag. Ich habe angst, im Strassenverkehr etwas falsch zu machen und evtl. eine Gefahr/Behinderung für die anderen Verkehrsteilnehmer zu sein. Am nächsten Tag passte alles. Es war Freitag Abend und ich konnte mit einem Kollegen fahren gehen. Das Schalten bzw. Anfahren und Runter Schalten habe ich noch nicht so im griff und habe an den Ampeln mehrere male abgewürgt. Dieses Problem, hatten meine Kollegen nicht und konnten schon in den ersten Kilometern sehr gut anfahren.. Nur ich blieb an der Ampel stehen, weil ich meine Maschine wieder an kicken musste. Jetzt habe ich die Lust am fahren total verloren, da ich mich als Verkehrshindernis sehe. Die angst am fahren wurde nur noch grösser... Hättet ihr irgendwelche tipps, dass ich mit gutem Gefühl auf mein Motorrad Sitzen kann, ich möchte echt gerne mit meiner Maschine herumfahren.

    Grüsse Yannis

  • Hoi Yannis

    Ich könnte mir vorstellen, dass deine Unsicherheit von 2 verschiedenen Seiten kommt:

    Zum einen die Beherrschung deines neuen Mopeds, also Anfahren, Schalten, etc. Da würde ich spontan raten, dies auf einem grossen Parkplatz oder verkehrsarmer Nebenstrasse irgendwo im Abseits ausgiebig zu üben. Ist keine Hexerei, nur am Anfang halt ungewohnt. Angst ist ein schlechter Begleiter und verkrampft gehts nicht besser. Übung und Erfahrung gibt mehr Gelassenheit.
    Zudem musst ja soweit ich weiss für 50ccm auch den Grundkurs machen. Der hilft auf jeden Fall auch und all die Übungen dort kannst auch für dich weiter üben.

    Zudem hast du vermutlich noch keinen Führerschein für das Auto und daher noch weniger Erfahrung was Verkehrsregeln und Verhalten im Strassenverkehr betrifft. Theoriekurs und Verkehrskunde für den A1 sind sicher ein Anfang. Evtl. noch Fahrstunden nehmen um dich sicherer zu fühlen. Auf jeden Fall immer genug weit voraus schauen und nicht zu schnell auf Kreuzungen/Ampeln/Verzweigungen etc zufahren, damit Zeit hast zu reagieren und dich vorzubereiten.

    Hoffe das hilft etwas. Viel Erfolg!

    Ich Töff das.

  • Angst ist immer ein schlechter Ratgeber, aber nicht einfach abzuschalten - aber man kann was dagegen unternehmen - üben, üben, üben.

    Anfahrproblem: Immer im 1. Gang, Gas geben und Kupplung langsam lösen - in der Theorie kanns jeder, praktisch eine Frage der Übung. Also Üben. Wo? Strasse sind nicht gerade sinnvoll, da andere Verkehrsteilnehmer einem nur zusätzlich stressen.

    Geh an einem Sonntag auf einen grossen leeren Parkplatz das Anfahren üben. Mach nach jeweils einer Viertelstunde eine Pause, trink was, iss ein Mars, was auch immer. Wenn Du jemanden findest, der mitkommt und Dir Tipps gegen kann, umso besser.

    Hindernis im Strassenverkehr: Sind noch viele. Mit der Zeit (früher oder später) ist man das nicht mehr. Und solange man das ist, hat man auch das "L" am Töff, damit die hinten Wissen, vorne fährt noch kein Meister. Ansonsten das Fahren auf der Strasse auf Nebenstrassen lernen, nicht gerade auf einer dichtbefahrenen Strasse.

    Der Kollege fährt besser als Du? Hab auch solche Kollegen, nimmt mir aber die Freude am Fahren nicht. Ist höchstens ein Ansporn, meine Fähigkeiten zu verbessern.

    ... und eines Tages bist Du es, der Anfängern Tipps geben kann. Also nur nicht aufgeben.

    Wer glaubt, dass ich etwas von dem verstehe, worüber ich geschrieben habe, ist selber schuld. :wseufzer:

    http://www.youtube.com/watch?time_continue=3&v=bZ0SRgh3X9Q

    Für die Betroffenheitsmimosen: Ich äussere hier nur meine Meinung und möchte nicht den Eindruck erwecken, dass ich irgend jemanden den Ruf, ein ehrbarer Mensch zu sein, d.h. sich so zu benehmen, wie nach allgemeiner Anschauung ein charakterlich anständiger Mensch sich zu verhalten pflegt, absprechen möchte.

  • Such dir ein ungestörtes Plätzchen wo du das Anfahren üben kannst. Am besten dann auch am Hang.
    Falls du keine kennst, frag einen lokalen Fahrlehrer oder falls du zu unsicher bist, nimm gleich ein paar Fahrstunden.
    Am wenigsten Verkehr hast du sonntags in der Früh, so bis 10 Uhr, falls du gleich wieder auf die Strasse willst :winking_face:

    Übung macht den Meister, also lass dich nicht von deinen Kollegen verunsichern. Eines Tages wirst du genau so gut oder noch besser fahren als sie :winking_face:

    Wer Rechtschreibefehler findet der darf sie behalten

  • Ein Verkehrshindernis? Mach Dir da mal keine Gedanken. Nach kurzer Zeit werden Dir Bazillionen von Autogurken vor dem Gesicht rumstehen. Auch wenn mal Deine Karre im blödsten Moment abwürgst, denk nicht an die hinten dran, denn die sind vielmals die eigentlichen Hindernisse. :face_with_tongue:

    Wenn Dein Motorrad schon gebraucht ist, achte mal auf die Leichtgängigkeit des Kupplungsseilzuges. Wenn sich die Kupplung beim Loslassen ruckartig löst, wird es umso schwieriger. Wenn der Schleifpunkt der Kupplung ungünstig liegt, kann man den ohne Werkzeug direkt am Kupplungshebel einstellen. Hat vielmals 4 Stufen.

    Ist doch geil, mit so ner Kiste kann man immer Vollgas geben und landet nicht gleich im Knast.

    Habe meine Krankheit gegoogelt. Es gibt 3 Möglichkeiten: Pest, Borkenkäfer oder Zylinderkopfdichtung. :pupillen:


  • Als dann das Motorrad in der Garage stand und mir nichts mehr im weg war, einfach los zu fahren, bekam ich angst und verschob die fahrt auf den nächsten Tag.

    Du hast vermutlich Angst damit gleich in den Verkehr zu fahren. Gehe zuerst mal auf einen leeren Platz in einem Industriegebiet oder in Motorrad-Übungsplatz. Wenn du nicht selber hin fahren willst soll ein Kollege die Maschine hin fahren.

    Auf dem Platz übe erstmal sicher anzufahren und die Kupplung am Schleifpunkt zu bewegen. Wenn du anfahren kannst ohne merklich Gas zu geben hast du es im Griff (gerade bei einem 50ccm Motörchen). Übe dann auch schalten, wenden und (ganz wichtig) bremsen(!!!) und anhalten auf dem Platz bis du dich sicher genug fühlst.


    Ich habe angst, im Strassenverkehr etwas falsch zu machen

    Musst du nicht. Die Anderen machen auch Fehler. Dauernd! Gerade als Motorradfahrer musst du immer damit rechnen übersehen zu werden und selber auf die Fehler der Anderen reagieren können.

    Du fährst ja auch mit L herum, also wissen die anderen Verkehrsteilnehmer, dass du ggf. noch nicht sicher genug unterwegs bist. Klar gibt es solche die dich dann extra überholen und damit auch gefährliche Situationen provozieren aber das sollte dich nicht abschrecken.


    mehrere male abgewürgt

    Das ist ja nicht schlimm und passiert auch geübten Motorradfahrern. Besonders wenn man mal nicht mit einen Motorrad unterwegs ist welches man gut kennt - z.B. mit anderem Drehmoment/Motor, anderen Hebeln, anderem Kupplungs-Schleifpunkt usw. Das ist Gewöhnungssache und bestätigt nur, dass du vorher mal auf dem Übungsplatz den Umgang mit der Kupplung lernen solltest.
    Eine super Übung ist es ein Virkant-Holz vor das Rad zu legen. Fahre mit dem Rad ganz an das Holz und versuche dann die Kupplung sanft kommen zu lassen. Dann merkst du sobald Zug auf der Kette ist. Du hörst auch wie sich die Drehzahl ändert wenn die Kupplung "greift". Wenn du das nicht gleich 30 Minuten Non-Stop machst geht die Kupplung dabei auch nicht kaputt.


    Hättet ihr irgendwelche tipps, dass ich mit gutem Gefühl auf mein Motorrad Sitzen kann

    Wie haben deine Kollegen reagiert? Fahren die eventuell schon etwas länger? Haben die gelacht oder dich blöd angemacht?
    Gute "Anfänger"-Kollegen nehmen dich am Besten dann in die Mitte. Die voraus fahrenden versuchen nicht zu schnell zu fahren damit du dein Tempo halten kannst und fahren nicht einfach weg wenn du nicht mithalten kannst. Die hinter dir fahrenden fahren nicht zu nahe auf und sorgen dafür, dass auch nachfolgende Autofahrer nicht hinter dir drängeln. Ausserdem können sie dir Tipps geben wo du Fehler gemacht hast und was du besser machen kannst.

    The Sky isn't the limit!

    Ich bin gerade etwas neben der Spur. Macht Spass!

  • Hab an meiner Autoprüfung an der ersten Ampel den Motor abgewürgt, shit happens, das passiert, war kein Problem ...

    Du hast ein L hinten dran und somit sollten andere Verkehrsteilnehmer mehr Rücksicht und Geduld für dich haben. Es kam noch keiner auf die Welt und konnte einfach Motorradfahren, jeder hat es einmal gelernt ...

    Wie bereits geschrieben wurde, geh auf einen Platz üben. Vielleicht kennst du jemanden, der dir die ersten Schritte zeigen und etwas beibringen kann?

    Gruss
    Power13

  • Hallo Yannis

    Ging mir am Anfang ähnlich. Motor x-mal abgewürgt. Die ersten Fahrten waren für mich alles andere als angenehm. Konstant angespannt und gestresst. Dauernd Angst jemandem im Weg zu sein, oder wieder den Motor abzuwürgen. Und da ich grundsätzlich nicht gerne offensichtlich «der Anfänger» bei etwasem bin, bin, hatte ich das nicht auffallen wollen auch noch im Nacken. Hab mich auf den ersten Fahrten ernsthaft gefragt, wieso zum Teufel ich dachte, dass sowas Spass machen könnte.

    Die Anspannung liess mit jedem gefahrenen KM aber nach und verschwand relativ bald. Mach Dir also keine Sorgen.
    Hast hier ja schon gute Tipps bekomen. Probier die mal durch und vor allem üben üben üben - gerne an Stellen mit wenig Verkehr, wenn Dich der noch stresst.

    Und was wirklich zu unterstreichen ist: Du hat einen L am Mopped. Die Leute sehen, dass Du am lernen bist und haben dadurch, meist, Verständnis für Aussetzer. Jeder der rumfährt ist da durch und weiss eigentlich wie stressig das sein kann. Nimm Dir einfach das Recht mal was zu verpatzen.
    (Ärgerlicher wirds dann, wenn Du OHNE L mitten auf einer grossen Stadtkreuzung abwürgst und sich das olle Teil nicht mehr ankicken lässt - ist mir neulich passiert. Lange nicht mehr so ein Hupkonzert gehört :unamused_face::grinning_squinting_face: )

    Bleib drann und der Spass wird kommen.
    Und sag dann hier Bescheid, wies Dir ergangen ist :smiling_face:

  • Hoi Yannis, mir ist es dir ähnlich gegangen als ich damals, vor 40 (fuck!) Jahren mein Honda MB5 bekommen habe. Ich war so verunsichert und auch nur unsicher, dass ich mich nicht wagte an der Tankstelle zu fragen wie man die Reifen pumpt. Als ich damaligen West-Berlin die Töffprüfung gemacht habe, war ich immer noch ein einziges Nervenbündel. Bin danach ein paar Jahren über vielen Tausend Kilometer gefahren, bis ich in 1995 wegen Kunsthüften komplett aufgehört habe zu fahren. Nach 23 Jahren habe ich den Töff im Bild links gekauft und war sowas von nervös, dass ich die nach Hause Strecke so gerade wie möglich geplant habe. Den Töff habe ich trotzdem in Oerlikon an der ersten grossen Kreuzung abgewürgt, und danach mehrmals in Kreis 4 in Zürich, vor den ganzen coolen Leuten. War echt scheisse.

    Ich kann dir nur empfehlen nach einer Fahrt, darüber nachzudenken wie es gegangen ist und wie du es lieber gemacht hättest. Schlafe darüber und probiere es dann am nächsten Tag wieder. Das Unterbewusstsein kann echt wunder vollbringen was Vertrauen angeht.

  • Nach über 25 Jahren Unterbruch auf dem Mofa habe ich diese Saison wieder angefangen.

    Zum Glück habe ich einen Fahrlehrer gefunden, der mir beim Wiedereinstieg das Gefühl von Freiheit so richtig rüberbringen konnte.

    Jetzt habe ich etwa 6'000km auf dem Hobel verbracht und fühle mich richtig wohl. Kein Vergleich zum ersten Ritt!

    Ich denke, ein paar wenige Privatstunden mit einem Fahrlehrer genügen, um das nötige Vertrauen zu gewinnen. Dann verschwinden die Ängste und machen Platz für ein unbezahlbares Glücksgefühl. Ich schreibe extra 'unbezahlbar'…weil ich die paar Scheine für den Fahrlehrer nicht besser hätte investieren können.

    …und wie geschrieben. Ein paar tausend Kilometer müssen es vermutlich schon sein, bis man so richtig angekommen ist. Ab dann geht’s mit weiterlernen viel lockerer. Ausgelernt hat man sowieso nie, erst recht nicht beim Mopedfahren. Das ist ja auch das Schöne daran!

    „Die wahre Kunst der Fahrzeug-Beherrschung erkennt man im instabilen Fahrzustand!“

    Walter Röhrl

  • Hallo Yannis

    Ich habe mir vor ein paar Jahren nach einer Schnupperstunde mit null Vorkenntnissen (nicht mal Mofa) ein Motorrad 125ccm gekauft und hatte am Anfang auch die Hosen voll. :grinning_squinting_face:

    Ich habe es so gemacht:

    • Ganz am Anfang 1-2x auf einen grossen (fast leeren) PP in der Nähe, einfach ein bisschen Anfahren, Schalten, Anhalten, Runden fahren.
    • Dann bin ich ein paar mal durch die 30er Zone getuckert, da konnte ich ungestraft langsam fahren und musste viel schalten, bremsen, anfahren, anhalten, gucken, usw.
    • Erste längere Fahrt habe ich alleine gemacht, an einem Sonntagmorgen (= wenig Verkehr) auf einer mir gut bekannten Strecke über Land.

    Die Sicherheit (und der Spass) kommen dann schnell. :winking_face: Umstieg aufs "grosse" Motorrad 6 Monate später war dann easy.

    Einmal editiert, zuletzt von jacq68 (14. August 2019 16:12)