990 SMT vs. 790 Duke

  • Guten Tag,

    Ich hätte die Möglichkeit eine sehr gepflegte 2011er (mit ABS) 990 SMT mit 18'000 km für 7'500 Fr. zu kaufen (inkl. 2 Alukoffer)

    Nun sinds zu einer fast neuen 790 Duke auch nurnoch ca. 2'000 Fr. ... :smiling_face: (z.B. https://www.motoscout24.ch/6652477 )

    Was denkt ihr? Lohnt sich der Aufpreis oder soll ich guten Gewissens zu der alten SMT greifen?

    Vielen Dank schon jetzt für euere Antworten

    Einmal editiert, zuletzt von boomer (2. Mai 2019 13:59)

  • Die 990er SMT ist schon nett, aber halt auch nicht ganz makellos:
    https://www.motorline.cc/motorrad/tests…ven-166016.html

    Nur ist auch die "normale" 790er Duke nicht mehr ganz das was dem Premium-Anspruch genügt (da müsste man schon zur "R"-Version greifen)
    https://www.adac.de/rund-ums-fahrz…m790-duke-test/

    Rein vom Handling her werden sich die 30 Kilo Gewichtsunterschied deutlich bemerkbar machen, auch weil dazu das Fahrwerk noch länger ist (990er 160/180mm, 790er 140/150mm - 30mm sind hier immerhin 20% mehr Federweg) welche die satte 48er Gabel der Grossen nutzen kann. Die Kleine hat hier nur die 43er Gabel zu bieten, die ist zwar auch nicht schlecht, bietet aber auf sehr schlechten Strassen bzw. in leichtem Gelände weniger Reserve.

    Wenn's rein nach Zahlen geht, dürfte die neue besser abschneiden (neuerer Motor, mindestens 2 Liter weniger Spritverbrauch auf 100 Kilometer und somit gut 50 Kilometer mehr Reichweite trotz 5 Liter kleinerem Tank), aber wer KTM aufgrund Rechenvergleiche fährt, hat irgendwie sowieso was falsch gemacht. Zählen tut nur die Emotion und allenfalls die Alltagstauglichkeit (da dürfte die SMT mit Koffern usw. wieder punkten) - und dafür muss man einfach auf die Kiste steigen und sie fahren.

    Wie in diversen Tests vermerkt https://www.motorradonline.de/naked-bike/ktm…eter-dauertest/ sind nicht alle Tester mit der neuen 790er Duke glücklich geworden (kommt natürlich auch immer darauf an was man sonst fährt bzw. auf was man steht), deshalb wirklich schwer zu sagen welche da besser passen könnte - kommt halt darauf an wo man die Prioritäten setzt.

    Wenn es nur ums Handling geht, müsste man sich auch mal bei der 690er umsehen, die ist dann noch mal um die 20 Kilo leichter (bietet dafür mit dem 1-Zylinder halt nicht das selbe nutzbare Drehzahlband) und wenn man nur Reisen will, könnte man sich ja auch die Adventure-Varianten ansehen, die bieten nochmal deutlich mehr Komfort und mit passenden Reifen ausgestattet ist die kaum langsamer auf Asphalt unterwegs, kann aber mit passender Stollenbereifung (die gibt es nicht für die 17" Varianten) dann auch noch richtig ins Gelände.

    Wenn's ums Budget geht, muss man wohl fast die neue nehmen. Weniger Hubraum, deutlich weniger Verbrauch und günstigere Versicherungen aufgrund kleinerem Motor bzw. tieferen Katalogpreisen dürften innert paar Jahren die 2'000.- Differenz wett machen. Nur: das spart man auch mit einem Bus-Abo, also irgendwie auch nicht wirklich die perfekte Lösung.

    Kurz: mach Dich nicht verrückt, schau Dir die Kisten an und dreh mal ne Runde. Entweder es kommt der "will-ich-unbedingt-haben" Flash oder dann eben so das "na ja, fährt irgendwie auch", und das ist halt meist zu wenig wenn man sich ein neu(wertig)es Motorrad zulegen will.

    Mir persönlich würden 800 Kubik Hubraum reichen, aber je nach Auslegung des Motors kann sich das eben mau bis super anfühlen, also ab zur Probefahrt :top:

  • Ciao Boomer, ich hab letztes jahr ein 2011 SMT mit 6300km für 7900.- gekauft. Yam660 hat nicht ganz unrecht, das Bike ist nicht für überempfindliche Fahrer gemacht. Da hat KTM das ganz ernst mit dem Ready To Race gemeint. Die Gasannahme ist super Abrupt und wie viele KTMs ruckelt und stottert der Motor unterhalb 3000 rpm. Ich hatte einen G2 Throttle Tamer gekauft (macht den Weg über den Mitnehmer länger) weil ich dachte ich würde nie mit der Gasannahme und Motorbremsung zurecht kommen. Aber dann entdeckte ich zwei Sachen, erstens die Kupplung, die hydraulisch ist, kann man problemlos federn (schleifen?) also ziehen und zweitens den Zeigefinger immer auf dem Bremshebel halten um besser und feiner spüren zu können was man mit dem Gasgriff macht.

    Danach habe ich mich nochmals in die Maschine verliebt. Die hat einen Motor, der einfach sofort und endlos mit viel Drehmoment zieht. Die voll einstellbare WP Gabel und Federung ist Weltklasse. Das Handling ist fantastisch und du bleibst sicher nur hinter ganz wenigen anderen Maschinen auf den kurvigen Strassen. Die SMT ist um die 210 kilo vollgetankt, aber sie fühlt sich wie ein Bike, das 30 kilo weniger wiegt weil man hoch sitzt und der Tank wie bei den neuen KTMs seitlich am Rahmen runterhängen. Ich hab auch ein paar Touren gemacht und das Bike tut sich eigentlich ganz gut auf der Autobahn (120 kmh bei 4000 Touren). Ich fand den Sitz ganz ok, aber den kann man ja wechseln falls man den nicht mag. Bremsen sind auch absolut fantastisch.

    Ich hab nichts gegen den 790 Duke und würde eine 790 Adventure dazu kaufen wenn ich voriges Geld hätte (lieber aber eine 1090 Adventure) aber nur die in der Entwicklung stehenden 890 SMT würde mich vielleicht von der SMT weglocken. Für mich eine echte liebesbeziehung, so doof wie das vielleicht tönt.

    Edit: Oh ja, und man ist die ein schönes Motorrad. Die Phase von Kiska design, so zwischen 2007 und 2012, Duke III, Supermoto 690, 990 SMR, 990 Adventure, usw war für mich genial.

  • wow, vielen Dank für die ausführlichen Antworten! :grinning_squinting_face:

    @Yam660
    Tönt alles sehr plausibel :smiling_face: was ich mich noch frage (und ich denke das werde ich bei einer Probefahrt auch nicht rausfinden) wieviel wert ist die zusätzliche Elektronik bei der 790er, speziell die Traktionskontrolle und das Kurven-ABS... sind diese Features wirklich 2000.- Fr. wert? Mittlerweile könnte ich für 6000.- auch noch eine SMT im ähnlichen Zustand kaufen jedoch ohne ABS... da wäre die Differenz zur neuen 790 wieder grösser :grinning_squinting_face:

    @theolein
    Ich durfte sie bereits probefahren, echt ein geiles Motorrad ohne Frage :smiling_face: Mit den Lastwechseln werd ich schon zurechtkommen denke ich... konntest du denn schone eine 790er fahren? Wieso wäre für dich die 790 keine Option?

  • Die 790 ist ganz ok, aber der Sitz ist für mich viel zu tief und obwohl die Gabel gut sind,stört es mich ein bisschen, dass die nicht einstellbar sind. Die Elektronik ist sicher ganz ok, aber ich fahre eben nicht allzu crazy und normales ABS reicht mir komplett für dann wann jemand von einer Seitenstrasse vor mir rauskommt oder wenn ich sofort bremsen muss.

  • Wie erwähnt: will man das All-Inklusive-Paket, dann muss man eben zur "R"-Version greifen (Top-Ausstattung, voll einstellbares Fahrwerk) - und den Aufpreis halt bezahlen. Für schätzungsweise 90% aller Fahrer reicht die normale Variante locker aus, ich kenne jedenfalls sehr wenige welche an einem (passend abgestimmten, auch Original lässt sich durchaus mit anderen Federn oder anderem Öl oder gar einem kompletten Gabel-Tuning sehr gut individuell anpassen) Fahrwerk dauernd zu schaffen machen. Schon klar: wer Rennstrecke fährt und immer wieder von Slick- oder Semi-Slick Reifen auf Tourenreifen umstellt und auf Zeit fährt, der kommt an einem voll einstellbaren Fahrwerk nicht rum, die anderen lassen ja meist sogar die Vorspannung am Zentralfederbein in Ruhe, egal ob sie mit oder ohne Gepäck (bzw. mit Passagier oder ohne) rumfahren und die Vorspannung lässt sich ja relativ einfach einstellen.

    Die Frage nach der Elektronik lässt sich so halt kaum beantworten. Selber bin ich die meisten Maschine gefahren welche keine Elektronik hatten (nicht mal ABS), hat mir eigentlich auch nie gefehlt. Fahre vielleicht auch einfach zu zurückhaltend (zu viele Unfälle gehabt - nicht nur beim Motorradfahren) um auf den ganzen Kram nicht wirklich angewiesen zu sein, tu mich da eher schwer mit ABS wo man halt voll zupacken muss und dann die Bremse nicht mehr loslassen sollte. Muss aber auch sagen, dass ich mit der ST1100 (die hatte sowohl ABS wie auch Traktionskontrolle) im Winter doch ganz schön froh war, wenn so ne 300 Kilo-Kiste mal ins Rutschen kommt, bleibt kein Auge trocken :unamused_face:

    Ich würde das deshalb anders angehen und mich fragen ob es einen triftigen Grund gibt auf die modernen Hilfsmittel zu verzichten. Klar: Preis ist immer ein Thema, aber....was kostet es, wenn man die Hübsche in die Botanik schmeisst (oder gar jemanden abschiesst) wenn eventuell die Helferlein das verhindern hätten können? Sicher - die Elektronik ist noch lange kein Garant für ein unfallfreies Leben (hilft mal schon gar nicht, wenn man selber abgeschossen wird), aber wenn sie nun mal schon da ist und auch nur einen einzigen Abflug verhindern könnte, ist das Geld schon mal wirklich gut investiert. Abgesehen davon riskiert man ja nicht nur Schäden an der Maschine - und sich selber nicht (potenziell zumindest weniger) weh zu tun ist im Grunde unbezahlbar.

    Nochmal: rein seitens Zahlen ist es eigentlich kein Thema, zumal der 990er Motor ja eine aussterbende Rasse ist was sich auch auf den Wieder-Verkaufspreis auswirkt (ohne ABS dürften dann auch Einsteiger nicht mehr interessiert sein wenn das vorgeschrieben wird bei der Prüfung oder die Versicherungen die Prämien erhöhen wenn das Teil nicht mit an Board ist). Will man aber einfach nur Emotionen (verbunden mit einer gewissen Reisetauglichkeit, auch hohe Zuladung dürfte die SMT kaum stören) und kann aufgrund Fahrerfahrung und vernünftiger Fahrweise auf die Elektronik verzichten und hat auch vor die Kiste zu fahren bis sie auseinanderfällt, dann sieht die Sache eben wieder anders aus.

    Wie oben erwähnt: musst einfach mal drauf sitzen und fahren. Gibt einfach Maschinen da kommt dieses Feeling auf was einfach beim Motorradfahren dazugehört (zumindest wenn man's nur aus Spass macht, wer es täglich als Transportmittel zur oder sogar für die Arbeit einsetzt hat wieder ganz andere Ansprüche). Selber tu ich mich in den letzten Jahren bisschen schwer mit dem Einheitsbrei welcher die Hersteller raushauen. Klar: tolle Motoren, tolle Fahrwerke, guter Wetterschutz, angenehme Sitzbänke usw., aber halt irgendwie wie ein Kleinwagen zum Brötchen holen. Zündung ein und fahren - alles paletti. Aber irgendwie emotionslos (natürlich auch den Abgas- bzw. Lärmvorschriften zu verdanken), selbst auf der Rennstrecke oder im Gelände (je nach Modell) gibt's höchstens mal Emotionen wenn man den Bremspunkt verpasst. Ist an sich ja nicht schlecht (super safe, zeitgemäss und all so Kram), aber irgendwie fehlt eben dieser "Wau"-Effekt den man auch schon mal hatte (was aber dann, z.B. bei den alten GSX-R und der brachial einsetzenden Leistung ab einer gewissen Drehzahl auch mal zu echt heftigen Abflügen geführt hat - wobei man halt wieder beim Thema Beherrschung des Fahrzeuges und zurückhaltende Fahrweise wäre welche nun mal nicht jedem gegeben ist).

    Da die SMT ab 2011 mit ABS ausgeliefert wurde (war doch nur 09-11 ohne? - oder war das auch später noch optional?) stellt sich auch bisschen die Frage nach dem Jahrgang. Eine 09er hat inzwischen doch 10 Jahre hinter sich, je nach Einsatz und Fahrweise können die deutliche (auch nicht sichtbare) Spuren hinterlassen haben welche die Sache dann schnell mal sehr teuer macht (die 990er Motoren sind zwar ausgereift, aber die Servciekosten sind generell nicht ohne bei KTM und bei jedem Generationenwechsel wird wieder bisschen was gemacht um die Werkstattaufenthalte kürzer und somit etwas preiswerter zu machen).

    Wie erwähnt: ich möchte mich nicht festlegen müssen. Seitens Zahlen klarer Fall für die neuere 790er, aber wie gehabt: mit Zahlen auf Hochglanzprospekten ist noch keiner glücklich geworden, entweder es passt halt für einen persönlich oder dann eben nicht. Versuch Dich halt auch mal länger als 10 Minuten auf so ne Kiste zu setzen, schon nur die Auslegung (Sitzbank, Fahrerhaltung, Kniewinkel) sind unterschiedlich, die einen mögen es, andere werden damit einfach nicht glücklich. Wenn beides bei beiden Maschinen stimmt, dann erst kommt die Elektronik ins Spiel - und da muss man sich eben nicht fragen ob man die will sondern ob es einen Grund gibt auf diese zu verzichten - was sich spätestens beim Wiederverkauf in paar Jahren dann deutlich im Preis niederschlagen könnte.

    Marc

  • Yami, die 790 Duke R gibt's noch nicht, die gibt's erst als Erlkönig Fotos: https://www.morebikes.co.uk/54815/spy-shot…oad-here-it-is/

    Ich stimme dir aber ganz zu, Yami. Mein zwei Bikes, die 09er Kawa Versys, und die 11er SMT sind mir ganz eng ans Herz gewachsen. Sind beide nicht perfekte Maschinen, haben aber beide deutlicher Karakter und bereiten mir unendlich Freude und jeden Fahrtag lerne ich was neues dazu.

    Was ich aber trotzdem wichtig finde, ist die einstellbare Fahrwerk. Mir ist es einfach nicht angenehm wenn die Maschine vorne zu stark eintaucht beim Bremsen vor der Kurve und wenn man das sogenanntes Trail-Braking (leicht bremsen bis mitten in der Kurve) macht (ich hab neulich begonnen das zu üben und es macht die Kurven einiges angenehmer) ist es echt nützlich wenn ich die Zugstufe auch einstellen kann damit die Maschine vorne nicht zu schnell wieder steigt wenn man nachher ans Gas geht.

    Einmal editiert, zuletzt von theolein (3. Mai 2019 08:45)

  • Gibt ja auch von der 990er SM noch eine R https://www.1000ps.ch/testbericht-2341939-ktm-990-sm-t-r
    und wie lang es bei 790 bleibt ist auch noch so ne Frage, KTM spielt ja gerne mal bisschen an den Hubräumen (zumindest an den Bezeichnungen) rum. Wenn man jetzt was neues sucht, ist man natürlich auf bereits erhältliche Varianten angewiesen, so gesehen lag ich (schon wieder? wird langsam Zeit für Ferien) daneben :loudly_crying_face:

    Ich fand die voll einstellbaren Fahrwerke auch toll, aber wie erwähnt: wenn die mal eingestellt waren, hat man sie in der Regel in Ruhe gelassen - würde man beim Fahrwerks-Tuner auch beim Serien-Fahrwerk hinbekommen (zugegeben: der Aufpreis ist auch da nicht ohne, da kann man sich schon überlegen ob man nicht gleich beim Kauf den Mehrpreis zahlen will - sofern es die Möglichkeit natürlich gibt).

    Und egal ob 790er oder 990er - Power fürs normale Leben haben beide mehr als genug, wer sich da nicht im Griff hat, kann sehr schnell und für sehr lange als Fussgänger unterwegs sein :winking_face:

  • Mir hat es nicht wirklich überrascht, dass KTM eine R Version der 790 Duke rausbringt. Das haben die mit fast jedem Duke Model gemacht und es gibt unzählige Duke Fans, denen der Aufpreis für die Bling und Extra Funktionalität wert ist. Was mich aber doch überrascht hat, ist dass der Boss von KTM in einem Interview gemeint hat KTM bringe eine SMT Version der 790er raus. Dann haben die Motorradpresse Paparazzi herausgefunden, dass KTM an einer 890 Version des Motors arbeitet. Ob das nur für die kommende Euro 5 Regelung ist oder extra für eine SMT Version ist nicht klar. Bin auf jeden Fall gespannt.