Achtung, gibt viel zu lesen, waren extrem viele Eindrücke für mich
Ich freute mich ja extrem auf Dijon, wo ich einen Gaststart in der Schweizermeisterschaft in der Kategorie SM Superbike geplant hatte.
Über den Winter hatte ich nen grossen Check gemacht und entsprechend viel auseinander und wieder zusammen geschraubt. Ob ich alles richtig gemacht hatte, konnte ich leider nur genau drei Runden lang auf dem AdR vor 2 Wochen testen, danach begann es zu regnen. Aber es schien alles zu funktionieren.
Anreise unspektakulär wie immer, wir waren zu viert in einer Box (mit Oli, Simi und Mirco, einem Kumpel von Simi). Valentinos lässt sich diese ganz schön was kosten (sonst ist die Boxenmiete in Dijon ja extrem günstig). Und bei der Ankunft wollten sie tatsächlich nochmal 80€ mehr für die Box. Natürlich nicht gleich bezahlt, sondern gesagt wir überweisen den Rest, was wir natürlich nicht tun werden, der Kaufvertrag war ja schon längst abgeschlossen, da geht natürlich ne 20% Preiserhöhung im Nachhinein nicht mehr
Dann Box eingerichtet und Motorrad SM tauglich gemacht. Original Tankdeckel, Startnummer, Seitenständer sichern, that’s it. Dann zur Anmeldung wo ich für das SM Rennen dann nen Zettel für die technische Abnahme bekam, den sollte ich dann zusammen mit den Prüfern ausfüllen wurde mir gesagt. Lizenz würd ich dann am nächsten Morgen kriegen. Bei der Technischen Abnahme wurde ich dann erstmal zusammengefaltet, weil ich den Zettel nicht ausgefüllt hatte. Und das bei jedem leeren Eintrag. Und weil ich die Bugverkleidung nicht demontiert hatte. Und weil ich noch keine Lizenz hatte (die ich wohlgemerkt bei ihm kaufen konnte). Ich glaube der hatte richtig Freude mich zu foppen, weil ich keine Ahnung hatte wie das alles abläuft. Ich nahms mit Humor (ich hatte ja entweder eine falsche oder gar keine Info erhalten) und er war ja ansonsten auch sehr hilfsbereit. Aus technischer Sicht war die Kawa eh völlig in Ordnung. Ah, eine Erkenntnis gabs noch aus der Kontrolle: Die Kawa wiegt offiziell 184kg vollgetankt. Ich denke das lässt sich sehen oder?
Geschlafen hab ich ausserordentlich gut im Auto. Aussentemperatur war auch ideal. Das Briefing am Freitag war schon um 7:45, läck du mir! Gute Sache, sie haben ein separates Briefing für die SM Fahrer gemacht, da mussten wir uns immerhin die ganzen Verhaltensregeln nicht anhören, die eh jeder kennen sollte, der da mitfährt.
Dann der 1. Turn. Lief erstaunlich gut, kam nach 3 Runden bei 28er Zeiten an. Für die ersten Runden in der Saison war ich zufrieden. Also mal ein Hoch. Dieses hielt jedoch nicht lange an. Etwa in der 6. Runde auf der Kuppe zu Start-Ziel hatte ich nach dem Schalten plötzlich keinen Vortrieb mehr und war im Leerlauf. Ja, ist mir auch schon passiert, also auskuppeln und versuchen nen Gang reinzukriegen. Aber da ging einfach nichts. Also zurückgeschaut, ob jemand kommt, und dann gerade noch die Boxeneinfahrt erwischt. Dort abgestiegen, von Hand am Hebel rumgefummelt, aber da klackte einfach nichts. Komisch. Dann die Erleuchtung, als ich die Augen etwas anhob. Da fehlte etwas. Kette wo bist du? (--> Simi weiss genau wo ) Toll! Naja, wer sein Bike liebt, der schiebt. Walk of Shame an der Hälfte der Boxen vorbei . Ne neue Kette gabs zum Glück beim Renndienst und ein Werkzeug für die Montage konnte ich mir dort auch gleich ausleihen. Grosses Dankeschön hierfür! Auch ein Dank an Sascha von der Box nebenan für die Hilfe! Der Nächste Turn ging leider trotzdem flöten deswegen. Und zudem wurden nach jenem Turn die Gruppen neu eingeteilt nach Rundenzeit. Toll, ich natürlich zurückgestuft. 1:27 hätte gereicht. Mist! Immerhin, Simi wurde hoch gestuft und ist nun in der gleichen Gruppe wie ich. Und der fährt sehr schnell mit seiner neuen BMW. Da ist nix mehr mit einfach überholen wo es mir gerade passt. Wir bewegen uns etwa in der selben Sekunde.
Dann am Nachmittag war das Quali. Im Turn zuvor hab ich zum ersten Mal Dunlops probiert. Mit gemischten Gefühlen, die brauchen ja offenbar viel Temperatur um zu funktionieren, was bekanntlich nicht meine Stärke ist. Ich konnte mich im Quali perfekt an Sabine Holbrook anhängen. Ne 1:25.5 hat dabei rausgeschaut, also personal best egalisiert. Und danach beim Blick auf den Reifen die nächste Freude, 102°C auf der rechten Flanke hab ich gemessen. Wär hätte das gedacht. Reifenbild war auch perfekt. Also ein Hoch! Als ich Sabine das nächste Mal sah, hab ich mich gleich für die gute Führungsarbeit bedankt. Diese war jedoch recht angepisst, weil sie kurz darauf ihre BMW komplett geschrottet hatte.
Nicht so hoch war meine Freude nach dem letzten Turn, also ich zur Phonmessung musste. Durch das lange Stehen und hochdrehen bekam die Kawa einen Hitzschlag und es gab vor der Box erstmal eine schöne Kühlwasserfontaine. OK, gedacht hat einfach etwas aus dem Ausgleichsbehälter rausgedrückt, Pegel war noch knapp über Minimum, also kein Grund zur Sorge. Ausserdem brauchte ich mehrere Turns, bis sich das Kupplungsspiel wieder perfekt einstellte. Das hat mir doch auch einige Kopfschmerzen bereitet. Eingestellt, nach dem Turn viel zu wenig (also eigentlich deutlich negativ) Spiel, korrigiert, danach viel zu viel Spiel, kriegte die Gänge nicht mehr richtig rein, wieder korrigieren u.s.w. Echt mühsahm, aber irgendwann passte es dann. Am Samstag war das 2. Quali, da ist aber nur ein einziger gefahren, nämlich der Patric Muff (Sieganwärter), weil es regnete und er das 1. Quali verpasst hat. Um wenige Zehntelssekunden schaffte er es ins Rennen. Startplatz hinter mir, das wird ja lustig…
Beim Rennstart (Pos. 22 von 26war ich übrigens) hab ich allen anderen brav den Vortritt gelassen. Ich Depp hab auf das falsche Lämpchen geschaut (das zunächst grün war und danach ausging, aber rot wurde es offenbar irgendwo anders…). Als ich sah, dass alle losbrausten, fuhr ich halt auch los, natürlich mit reichlich Abstand als letzter in die erste Kurve. Ein Tief! Konnte dann aber schon in der ersten Runde wieder Plätze gut machen, fuhr dann konstant 25er Zeiten ohne einen einzigen Fehler und kam auf Platz 21 (bzw. in meiner Kategorie 14.). und das ohne überrundet zu werden. Persönliche Besteit 1:25.2, Ziel erreicht, ein Hoch! Woran ich natürlich nicht gedacht habe, war, dass die Töffs nach dem Rennen in den Parc Fermé mussten. Da stand ich also, ohne Ständer, und hoffte, dass meine Boxenleute clever genug sind mich suchen zu kommen. Was auch der Fall war, danke Leute ^^.
A propos Boxenleute: Simi und Oli musste ich ziemlich stark bearbeiten, damit sie sich auf das Endurancerennen einliessen. Aber das wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Wer nicht weiss wie ein Le Mans start funktioniert: Die Motorräder werden auf der Geraden am Rand in einer Reihe platziert, Motor aus. Ein Helfer (Simi) hält das Motorrad aufrecht, der Fahrer geht auf die andere Seite der Strecke und rennt auf das Startsignal los tum Motorrad, springt auf, startet den Motor und fährt los. Mein Start war nahezu perfekt (rennen kann ich gut, obwohl ich wegen des Helms nach 2 Schritten fast nach vorne über gekippt wäre ). Machte viele Plätze gut. Zumindest bis einer viele Plätze vor mir die Kontrolle beim Start verlor und geradewegs richtung Mauer fuhr, senkrecht zu meiner Fahrtrichtung! Ich nach links ausgewichen, fast die Mauer geküsst, er hat die Kiste auch gerade noch so abdrehen können. Schade um den Start, aber netto immer noch einige Plätze gewonnen. Simi hat den Start mit der GoPro am Brustgurt aufgenommen, stell ich dann noch hier rein. Mein Stint verlief super, hatte einen guten Rhythmus. Bis zu meinem ersten Wechsel war ich von Platz 16 auf die 6 vorgefahren, ich blieb auch recht lang draussen, war auch abgemacht dass ich so viel fahre wie möglich, die anderen beiden wollten ja eigentlich gar nicht ^^. Und ich wär noch länger draussen geblieben, wenn nicht die Kawa wieder überhitzte und ich wegen Kühlwasser auf dem Schalthebel ständig abgerutscht wäre. Nach dem Wechsel war also wieder putzen, schrauben und auffüllen angesagt, während Simi sauschnelle Runden drehte. Auch Oli fuhr persönlich beste Rundenzeiten. Die Wechsel funktionierten reibungslos. Der Fahrer gab auf der Geraden jeweils ein Fusszeichen, dass er 2 Runden später reinkommen würde, dann machte sich der nächste bereit, vor der Box wurde dann der Transponder von Bike zu Bike gewechselt. Viel Zeit hatte ich ja nicht zum ausruhen wegen der Wartungsarbeit, aber ich war optimistisch und motiviert. Doch auch in meinem 2. Stint zeigte das Dash wieder „HOT“ nach 13 Runden und ich liess es für diesen Tag bleiben. Simi und Oli fuhren das Rennen auf dem 14. Platz nach Hause, das war eine tolle Leistung!
Am Sonntag wollte ich im 1. Turn mal schauen was der Kühler so macht, aufgefüllt hatte ich wieder. Aber schon beim Motor aufwärmen schnellte die Temperatur innert wenigen Minuten auf über 100°C. Nix mit 1. Turn also, sondern Kühlsystem sauber entlüften. Und da war ne Riesenmenge Luft drin. Wieder was gelernt. Sollte jetzt ok sein. Nur kommt jetzt gleich das 2. Rennen. Wird schon klappen denk ich. Neuen Reifen aufgezogen (SC2, meine Dunlops waren alle) und ne Stunde relaxt. Dann bereit gemacht fürs Rennen, Reifenwärmer kontrolliert – shit, der hintere ist ja nicht gerade warm. Aber er zeigt grün für 80°C an. Das IR Thermometer zeigte jedoch nur 41°C an, au wei au wei, jett heissts vorsichtig in die Aufwärmrunden, aber deren zwei müssten reichen um bis zum Start genug Temperatur zu haben. In der ersten engen Links nen gleich riesen Rutscher gehabt. OK, war nicht vorsichtig genug, also Highsiderkurve noch viel vorsichtiger nehmen! Und dann – Highsider! Kaum am Gas, die Kawa drehte sich ca. 90° ein und schleuderte mich anschliessend Hoch! in die Luft und dann fiel ich erstmal Tief! Das wars dann wohl. Nach der Landung erstmal mit den Händen versucht die Sternchen wegzuwischen und den Atem wieder zu erlangen. Dann schnell weggekrochen auf allen vieren und auf das Medical Car gewartet. Kurzer Check im Medical Center, wohl nichts gebrochen, aber der linke Fuss schmerzt und die Nierengegend ist geschürft. Die Ärzte hauten dann plötzlich schnell wieder ab in einer riesen Hektik, ich solle einfach warten. Nach ner gefühlten Ewigkeit bin ich dann einfach zurück in die Box gehumpelt. Später hat sich gezeigt, dass das Medical car bei diesem Einsatz selber einen Crash baute, WTF!? Foto folgt später
Für mich wars das gewesen. Langsam zusammengepackt, Töff abgeholt (Walk of Shame Nummer 2) und nach Hause gefahren.
Heute ist mein Nacken etwas steif, der Fuss ist wieder etwas abgeschwollen und die Nierengegend auch. Wird nichts schlimmes sein.
Die Kawa ist rundherum angeschlagen. Aber auf den ersten Blick keine wahnsinnig grossen Sachen. Fussrasten beide Seiten, Lenkerstummel rechts gebrochen, links auch nicht mehr brauchbar, auch die Griffe nicht, Windschild weg, Auspuffhalter gebrochen, Bremshebel komplett weg, Motordeckelschoner hat seinen Dienst getan. Tank hat mehrere Dellen, Verschalung ist mit bissi schleifen und spachteln problemlos zu richten. Jetzt noch mal genau schauen ob irgendwas verbogen ist und dann geht’s los mit dem Reparieren. Ich hoffe ich krieg die Kawa und mich wieder hin bis Hockenheim in eineinhalb Wochen!