Motorrad und Literatur

  • Ich eröffne mal diesen Thread, um die Verbindung zwischen Motorrad und Literatur etwas aus ihrem Schattendasein zu holen.

    Falls ihr in einem Buch oder Text was lustiges/interessantes/wasauchimmer über Motoräder lest könnt ihr's hier reinstellen.

    Ich beginne mal mit 'Täuschung', einem Krimi der zum Teil in Thailand spielt, von Petra Ivanov: https://www.petraivanov.ch/Taeuschung.115.0.html

    Zitat

    Pal Palushi erging es auf dem Sozius nicht anders. Seine Finger gruben sich in ihre Hüften wie Greifzangen. Sie hatten nur einen kurzen Ausflug zum Strand machen wollen und waren davon ausgegangen, ein Roller genüge, doch in Zukunft würde sich Jasmin auch für kurze Strecken ein anständiges Motorrad leihen. Immerhin befand sich die einzige Ducati-Fabrik außerhalb Italiens in Thailand.
    [...]
    Nach dem Essen baten sie Noi, ihnen bei der Anmietung eines Motorrads behilflich zu sein. Sie hatten beschlossen, öffentliche Busse und private Minibusse zu meiden, da sie nicht wussten, wie gut vernetzt ihre Verfolger waren. Noi verstand zunächst nicht, dass sie keinen Roller, sondern ein Motorrad wünschten, erst als Pal ihr ein Bild seines Superbikes zeigte, hellte sich ihr Gesicht auf. Sie brachte sie zu einem Bekannten, der anbot, ihnen eine Ducati zu besorgen. Vier Stunden später saßen sie auf einer Multistrada aus der ersten Serie. Das Geld, das Pal ihr zum Dank reichte, lehnte Noi nicht ab.Die langen Federwege und die aufrechte Sitzposition auf der Multistrada erwiesen sich als ideal für ihre Verhältnisse. Schlechte Straßen fielen weniger ins Gewicht, und sie hatten einen guten Überblick über den Verkehr. Drehmoment und Leistung des Motors ließen zwar zu wünschen übrig, aber im Vergleich zum Roller, den sie in Hua Hin gemietet hatten, war die Ducati die reinste Sportmaschine. Jasmin hatte Pal die erste Fahrt überlassen, als sie im Rückspiegel sein Grinsen sah, wusste sie, dass er das Gleiche empfand wie sie.
    [...]
    Eine Stunde später wechselte Pal auf die Überholspur. Als er Gas gab, betete Jasmin, es möge kein Polizist in der Nähe sein. Wie erwartet, wechselte auch die Kawasaki die Spur. Zwar fuhr Pal in der Regel vorsichtiger als Jasmin, doch er hatte jahrelang Supermoto auf Rennstrecken trainiert, und diese Erfahrung kam ihm nun zugute. Geschickt überholte er ein Taxi und preschte vor, vorbei an einem Car voller Touristen, der dem Kawasaki-Fahrer jetzt die Sicht versperrte. Kurz vor einer Abzweigung schwenkte er nach links und fuhr quer über zwei Spuren auf den Pannenstreifen zu. Er wendete abrupt, bog auf den Pannenstreifen der Abzweigung ein und gab wieder Gas. Jasmin blickte zurück. Die Kawasaki war nirgends zu sehen. Der Adrenalinschub, den das Manöver ausgelöst hatte, versetzte sie in eine euphorische Stimmung. Sie reckte die Faust in die Höhe, ließ den Arm aber rasch wieder sinken, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.


    Und mein Liebling:

    Zitat

    Außerhalb des Lichtkegels war es völlig dunkel. In der Stille klangen seine schweren Atemzüge wie seine Ducati, wenn der Motor nach der Revision von Hand durchgedreht wurde.

  • Finde das Manual echt praxisorientiert :grinning_squinting_face: Zudem ist es nicht trocken und schildert viele Kniffs & Tricks anhand von Skizzen und Bildern die auch im täglichen Umgang einem behilflich sein können.
    Im weiteren befasste ich mich vor der Prüfung mit:

    • Kuschefski, Achim (2011): Im Visier. Motorradsicherheit. Stuttgart: Motorbuch Verlag.
    • Niemann, Harry (2008): Der Kniff mit dem Knie. Stuttgart: Motorbuch Verlag.
  • Aus "Zapotek und die schlafenden Hunde: der zweite Fall" von Claudia Rusch:

    Im ersten Buch hatte jemand die Bremsen der erwähnten Montauk (BMW R 1200 C) manipuliert, worauf das Motorrad in einem Baum gelandet ist.

    Zitat

    Um kurz vor fünf kam er endlich im Präsidium los. Ohne Umweg über die Mottenburger Twiete fuhr er direkt in Richtung Autobahn.

    Es hatte eine Weile gedauert, bis Zapotek nach dem Verlust seiner Montauk so weit war, sich wieder auf ein Motorradmodell einzulassen. Er hielt es damit wie andere mit ihren Haustieren: Es musste passen. Liebe zwischen Mann und Maschine konnte man nicht erzwingen. Tief in seinem Herzen war Zapotek ein Romantiker. Als im Vorjahr die Produktion einer neuen, unverkleideten Boxer bekannt gegeben wurde, ging er sofort zum Händler und bestellte. Mitte März war sie endlich gekommen. Seit der ersten Minute auf seiner Ninety fragte er sich, wie er es fast zwei Jahre ohne Motorrad ausgehalten hatte.

    Hinter dem Horner Kreisel entspannte er sich. Die Autobahnauffahrt gehörte zu seinen bevorzugten, weil die Stadt hier beinahe schlagartig zurückblieb und die Sicht auf die Landschaft freigab. Er schwenkte sofort auf die linke Spur und zog das Tempo an. Mit jedem Meter fiel der Druck der Woche mehr von ihm ab.

    Henning Zapotek war bewusst, dass Freiheit erst ganz zuletzt darin bestand, jeden Ort jederzeit verlassen zu können. Und er hatte schmerzhaft erfahren, dass ein Platzwechsel keineswegs bedeutete, aus dem eigenen Leben auszubrechen. Trotzdem mochte er diesen Moment, wenn am Anfang einer Strecke die Ferne noch vor ihm lag wie eine Verheissung. Ein guter Trugschluss war meistens tröstender als die Wahrheit.

    Die Sonne schien, die Autobahn war leer, und Zapoteks neues Motorrad lief mühelos über den Asphalt. Seine Laune war bestens. Das Problem des verschwundenen Pudels schob er beiseite, so gut es ging. Auf das letzte Stück der A20 vor Stralsund verzichtete er. Er nahm stattdessen die ältere Strecke über Rostock und Ribnitz. In Karnin bog er schliesslich links auf die Landstrasse ab. Wenn er aufs Dorf fuhr, dann wollte er auch aufs Dorf.