Motorrad fahren nach dem Unfall?

  • Hallo

    Im Sommer 2010 hatte ich einen Unfall mit dem Honda CBR 600 RR. Ich war mit 80 km/h unterwegs und danach hatte mein Motorrad einen Totalschaden und man konnte fast nicht mehr erkennen, dass das mal ein Töff war. Mir wurde aber aus welchen Gründen auch immer NICHTS passiert. Ich hatte ein paar Kratzer aber sonst nichts weiter. Ich war aber sehr schockiert und wollte damals nie wieder Motorrad fahren. Aber da der Yamaha R1 schon immer mein Traum war, habe ich mir 7 Jahre später entschieden es doch noch zu kaufen. Jedoch war ich nicht mehr so wild wie damals vor 7 Jahren und fuhr SEHR vorsichtig. Ich fuhr dieses Jahr 3 Monate lang, so ziemlich jeden Tag und hatte mein Motorrad sehr gut im Griff und es gab keinen einzigen Moment, dass ich mich bei einer Situation unsicher fühlte. Und nach 3 Monate passierte es. Im August 2017 hatte ich einen Unfall und war 3 Monate im Spital. Wie viele Ärzte es schon sagten, habe ich den Unfall nur SEHR KNAPP überlebt. Ich war zwei Wochen in Koma und in den ersten vier Tagen wussten die Ärzte nicht, ob ich es überleben wird. In der Zwischenzeit geht es mir gesundheitlich ziemlich gut, d.h. ich kann wieder laufen und sprechen. Das Problem ist aber, dass ich mich an fast nichts mehr von meiner Vergangenheit erinnern kann. Viele Erinnerungen sind einfach verschwunden und schon gar nicht kann ich mich am Unfall erinnern. Habe deswegen KEINE AHNUNG wie der Unfall passiert ist.

    Im Vergleich zum letzten Unfall vor 7 Jahren, ist der Fall ziemlich umgekehrt. Diesmal hat der R1 nur ein paar Kratzer aber sonst nichts weiter. Den Totalschaden hatte nur ich. Die Versicherung hat jedoch die Kosten übernommen und der R1 sieht jetzt aus wie neu.

    Da Motorradfahren eine sehr grosse Leidenschaft von mir ist und ich mich sehr ungern davon trennen möchte, weiss ich nicht wie es weitergehen sollte. Ich denke aber, dass ich beim dritten Unfall kein Glück mehr haben werde.

    Mich interessiert eure Meinung. Was würdet ihr in meinem Fall tun? Komplett damit aufhören oder nochmals einen Versuch wagen?

  • Hallo Raider00

    da ich bis jetzt keinen solchen Unfall, bei dem ich im Spital, hatte, ist es sehr schwierig Dir zu raten. Du schreibst weder zum ersten noch zum zweiten Unfall, was genau passierte. Wenn die Unfälle durch Drittverschulden erfolgten, also Dir jeamand zum Beispiel die Vorfahrt nahm, dann würde ich wahrscheinlich wieder fahren. Wenn beide Unfälle selbst verschuldet waren, dann würde ich das wohl besser lassen.

    Mich verunsicherst Du, wenn Du schreibst, dass Du Dein Motorrad nach 7 JAhren Abstinenz in den ersten drei Monaten schon sehr gut im Griff gehabt hättest. Ich weiss ja nicht, über weiviel Fahrpraxis Du vorher schon verfügt hast, auch weiss ich nicht, wei Du fährst. Aber Deine Aussage könnte vermuten lassen, dass Du Dich etwas selbst überschätzt.

    Mein Rat: geh im Frühjahr zu einem Fahrlehrer und nimm einige Stunden, Er wird Dir sagen könne, ob Du noch Fähigkeiten wie vorausschauendes Fahren etc. verbessern solltest. Danach kannst Du dann entscheiden, ob Du weiterfahren willst oder nicht. Oder frag einen der alten HAsen hier im Forum, ob jemand im Frühjahr mit Dir einige Ausfahrten mitmacht, dann bekommst Du auch entsprechende Rückmeldungen.

    Ich wünsche Dir zum einen, dass sich die Folgen des Unfalles bei Dir verflüchtigen und Du bald wieder voll fit bist und zum zweiten wünsche ich Dir frohe Festtage und einige besinnliche Stunden.

    Gruss Lüku

  • Lüku hat Recht, ein bisschen was zu den Unfallhergängen wäre gut zu wissen. Auch beim 2. wird, wenn nicht du, dann vielleicht ein Zeuge oder zumindest die Polizei ungefähr wissen, was passiert war.

    So oder so, solche Ereignisse sind immer in gewisser Weise vom Zufall abhängig. Klar, man kann schlecht fahren und solche Ereignisse provozieren... die Folgen eines allfälligen Unfalls aber kann niemand beeinflussen. Zudem hat Zufall kein Gedächtnis. Anhand von zwei Unfällen kann keiner ein ernsthaftes Urteil abgeben, ob, wann und was für einen Unfall du als nächstes haben wirst.

    Jemand unabhängiges deinen Fahrstil beurteilen zu lassen, ist vielleicht keine schlechte Idee. Nur ist das eben gar nicht einfach. Von aussen kann man vielleicht die grobe Geschwindigkeitsgestaltung und die Linie beurteilen. Aber nicht dasfeinmotorische Verhalten: wie fein, wie früh und wie präzise du ans und vom Gas, auf und von der Bremse gehst, wie du den Lenkimpuls einsetzt etc. Das müsste man vom Sozuissitz aus miterleben, wiederum fährt man mit Sozius meist etwas anders als alleine.

    Letztendlich nützt es dir auch nichts, wenn jeder sagt, du fährst gut, wenn du trotzdem alle 10'000km einen "unerklärlichen" Fehler machst und dich dadurch gefährdest. Und wenn jemand meint, du sollst es lieber bleiben lassen, würdest du das überhaupt ernst nehmen? Also ich könnte das wahrscheinlich nicht...

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • ich schliesse mich den vorrednern an. ich würde wohl auch nicht aufhören.

    ich würde aber unbedingt zu einem fahrtraining gehen. es ist gut möglich, dass du dich jetzt verkrampfst. das ist kontraproduktiv und hängt dir eine lange zeit an. es braucht viel, so eine verkrampfung zu überwinden und wahrscheinlich kann dir ein profi am besten sagen, was für übungen du machen kannst.

    ausserdem, wie wär's einen gang runterzuschalten und fürs erste ein schwächeres motorrad zu fahren, oder einen anderen typ, so dass du das fahren wieder neu lernen kannst?

    erhol dich gut!

  • Wirklich schwer zu beurteilen ohne weitere Hintergründe zu den passierten Unfällen.

    Ich kann dir somit nur meine Geschichte erzählen.
    Ich fahre seit ich 19 bin, unfallfrei bis letztes Jahr. Da hat es mich in folge von zu wenig Situationsbewusstsein hingelegt.
    Am Fuss der Lüderenalp war ein Schild das Rollsplit angezeigt hat, trotzdem war ich sportlich unterwegs und rutschte über den einen oder anderen „Blätz“. Was an sich nicht weiter schlimm war, irgendwann kam dann kein Split mehr und eine kurze übersichtliche Gerade mit einer leichten Rechtskurve am Ende.
    Genau in dieser Kurve war die ganze Innenseite gesplittet.... jedoch nicht sichtbar da es im Schatten lag -> Weggerutscht, aufgestellt, Vollbremsung und ab in die Böschung.
    Mir ist nichts passiert, die Husqvarna lief noch aber war Schrott.

    Ich weiss warum ich mich da hingelegt habe und passe seither meine Fahrweise besser der aktuellen Situation an, egal ob ich die Strecke kenne oder nicht.
    Angst wieder zu fahren war nie ein Thema, da die Unfallursache bekannt war.

    Falls du in beiden Fällen aus dem selben Grund einen Unfall hattest, würde ich mir überlegen ob du dieses Problem in den Griff bekommst.
    Wie die anderen bereits gesagt haben, probier es mit einem Fahrlehrer oder auch mit dem Wechsel auf ein gemütlicheres Motorrad, falls das eine Option ist.

  • Du mußt es entscheiden, nicht wir. Das ist Kopfsache. Der Reifeprozess kann hart sein. So wie ich das gelesen habe, stand es schlimm um Dich und Deine Angehörigen haben auch eine schlimme Zeit gehabt. Ich kann mir denken , wie sie Deine Gedanken finden.
    Aber...warte nicht wieder 7 Jahre, falls Du Dich Pro Motorrad entscheidest.
    Für mich stand es nach der Intensivstation fest. Ich fahre weiter.
    Gute Besserung und genieße das Leben.

    Der Amboss hält länger als der Hammer

  • Ich würde abklären, ob ein medizinisches Problem ausgeschlossen werden kann (Herz, Atmung, neurologisch etc.). Bei mir kann tiefer Blutdruck unter bestimmten Bedingungen zu einem Bewusstseinsausfall führen. Dies hat der Kardiologe nach einem Velounfall mit 2-stündiger Gedächtnislücke herausgefunden und auch einen früheren Motorradunfall erkärt. Seitdem nehme ich vor und während dem Fahren genug Salz und keinen Zucker zu mir.

  • Da Motorradfahren eine sehr grosse Leidenschaft von mir ist und ich mich sehr ungern davon trennen möchte, weiss ich nicht wie es weitergehen sollte. Ich denke aber, dass ich beim dritten Unfall kein Glück mehr haben werde.

    Auch wenn ich jetzt in ein Wespennest trampeln werde...

    Mich irritiert der letzte Satz, den ich von dir zitiere. Trotz aller Leidenschaft fürs Töfffahren(im übrigen sagt dieses Wort schön, was es bedeutet, nämlich leiden). Würde ich dir empfehlen es ab jetzt das Motorrad fahren bleiben zu lassen. Auch wenn es bedeutet sollte, dass du leidest.
    Verkaufe dein Motorrad, du wirst vielleicht später deine Einstellung dazu ändern.
    Meiner Meinung nach bist du zu unsicher beim fahren. Was nicht nur für dich, sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer gefährlich ist.
    Solange du das Gefühl hast, dass du ein weiterer Unfall nicht überleben wirst, solltest du meiner Meinung nach nicht mehr fahren.

    Konzentriere dich jetzt darauf zu genesen. Geniesse die Zeit mit deinen liebsten und verschwende nicht deine Kraft für ein stetiges hinterfragen, ob du noch fahren solltest. Im Moment denke ich, bist du noch nicht bereit dazu. Du wirst es zu einem späteren Zeitpunkt wieder selbst entscheiden können. Dies kommt dann automatisch und kann dir niemand abnehmen.
    So wie ich es dir eigentlich auch nicht abnehmen kann, und was ich jetzt geschrieben habe in diesem Fall auch keinen Einfluss haben sollte. :winking_face:
    Daher kann ich dir nur eine gute und vollständige Genesung, von ganzem Herzen wünschen.

    Hat die Blume einen Knick, dann war der Schmetterling wohl zu dick.

  • Ich würde abklären, ob ein medizinisches Problem ausgeschlossen werden kann (Herz, Atmung, neurologisch etc.). Bei mir kann tiefer Blutdruck unter bestimmten Bedingungen zu einem Bewusstseinsausfall führen. Dies hat der Kardiologe nach einem Velounfall mit 2-stündiger Gedächtnislücke herausgefunden und auch einen früheren Motorradunfall erkärt. Seitdem nehme ich vor und während dem Fahren genug Salz und keinen Zucker zu mir.

    Ich will dir ja nicht zu nahe treten,
    aber das du nach zwei Unfällen, die medizinisch begründet sind, noch am motorisierten Verkehr teilnehmen darfst, überrascht mich.

    Wieviel braucht es, bis bei medizinischen Gründen die Fahrerlaubnis eingezogen wird?

    Reichen Verletzte, oder braucht es erst tote......

    Grusssugus

  • Ich will dir ja nicht zu nahe treten,
    aber das du nach zwei Unfällen, die medizinisch begründet sind, noch am motorisierten Verkehr teilnehmen darfst, überrascht mich.

    Wieviel braucht es, bis bei medizinischen Gründen die Fahrerlaubnis eingezogen wird?

    Reichen Verletzte, oder braucht es erst tote......

    Grusssugus

    https://www.kssg.ch/sites/default/…forderungen.pdf

    Wenn diese Mindestanforderungen erfüllt sind, darf er fahren... :grinning_squinting_face:

  • Ich will dir ja nicht zu nahe treten,aber das du nach zwei Unfällen, die medizinisch begründet sind, noch am motorisierten Verkehr teilnehmen darfst, überrascht mich.

    Wieviel braucht es, bis bei medizinischen Gründen die Fahrerlaubnis eingezogen wird?

    Reichen Verletzte, oder braucht es erst tote......


    Ist das jetzt wirklich nötig?

    Ich meine, es ist ja nicht so, dass Leute ohne bekannte medizinische Handicaps nie Unfälle verursachen...?

  • Stimmt.

    Ob es die zuständige Behörde weiss, kann ich nicht beurteilen.

    Wenn aber schon zwei Unfälle deswegen passiert sind, frage ich mich schon....

    Mit 50km/h innerorts in eine Fussgängergruppe....

    Mit 80Km/h ausserorts in den Gegenverkehr....

    Grusssugus

    Einmal editiert, zuletzt von Pausenclown (26. Dezember 2017 20:40)