Dynamo oder Aku?

  • Das ganze fing so an: Ich habe vor ein Motorrad zu kaufen. Genauer ist es ein KTM 640 e II mit dem Jahrgang 2003. Ich bin es mit einem Freund anschauen gegangen. Als mein Freund damit eine kleine Runde machen wollte um zu schauen ob alles geht, ist er zuerst angeschalten aber nach ca. 200m ist er beim Wenden abgeschaltet. Er wollte danach nicht mehr starten, auch mit Kickstarter nicht. Der Verkäufer meint es sei die Batterie. Ich selbst bin mir nicht sicher und denke es ist eher der Dynamo da es beim Fahren nicht mehr abgeschaltet ist. Vom Geld her lohnt es sich nur das Motorrad zu kaufen wenn es die Batterie war und nicht der Dynamo. Woran liegt es also? Meine Überlegung ist wenn es fahrt und die Zündkerze direkt vom Dynamo betrieben wird, sollte die Batterie ja keinen Einfluss haben. Nach dem Aufladen ist das Motorrad wider gestartet. Das bedeutet der Dynamo lädt die Batterie nicht richtig auf oder?

    Ich hoffe das war genug Verständlich was ich geschrieben habe. Ich danke im voraus.

  • Der Ladestrom kommt von der Lichtmaschine über eine Reglereinheit. Wenn die Batterie jedesmal leer wird, kann es eigentlich nur an der Lichtmaschine oder am Regler liegen. Das kann ein Mechaniker relativ einfach ausmessen.
    Natürlich muss in so einem Fall auch alle Kabelverbindungen in Ordnung sein!!
    Die Batterie kann auch einen defekt haben und dir nach dem Laden für eine kurze Zeit genug Strom liefern, auch das kann ausgemessen werden.

    Ich würde als erstes die Ladespannung kontrollieren lassen.

    :grinning_squinting_face: Pass auf, ich habe das Fenati-Syndrom :grinning_squinting_face:

  • Die Batterei ist ein vitales Bestandteil des ganzen systems, Generator, Regler, Steuergerät. Einfach ohne oder wenn gewisse Defekt vorliegen geht der Töff nicht.

    Wenn die Batterie einen Schuss ab hat, und zum Beispiel 2 Zellen einen Kurzschluss haben, dann hast du nur noch 10.8 Volt anstelle der üblichen 13 Volt. Da geht unter umständen nichts mehr.

    Bei schwachen Zellen ist es möglich, dass Lichtmaschine ud Regeler genug Energie liefern um eine für den Betrieb nötige Spannung aufzubauen.

    Batterien haben aber noch andere Fehlverhalten. Gerade erst kürzlich ist bei mir auf einer Ausfahrt eine Batterie verrekt. Da war plötzlich auf einen Schlag der Innenwiderstand viel zu hoch (Ursache weiss ich nicht). jedenfalls lief das Motorrad danach nicht mehr. D.h. anschieben ging nicht und Überbrücken nur sehr beschränkt d.H. sobald die Kabel weg waren ging der Motor aus.

    Um rauszufinden ob Batterie, Regler oder Generator sollte man ein wenig von Strom und Spannung verstehen und wissen wie man mit einem Multimeter umgeht. Dann ist es eigentlich ein Sache von 10 - 20 Minuten (die meiste Zeit verbringt man damit die richtigen Kabel zu suchen) um alles schnell durchzumessen.

    Wenn man keine Ahnung hat dann kann man auch folgendes machen:
    Gleichspannung der Batterie:
    - im ausgeschalteten Zustand
    - Zündung Ein Licht und Scheinwerfer an, aber Motor aus
    - Motor im Leerlauf
    - Motor bei ca. 4000 rpm.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

  • Nun kann es sein, dass die Batterie knapp ausreichte, um den Töff zu starten. Da dies bei einem Töff, der eine Weile stand, schon sehr viel Strom brauchen kann, reichen 200m nicht aus, um die Batterie wieder zu laden. Wenn Dein Freund dann die Maschine abwürgte, dann war die Batterie noch nicht nachgeladen und hat wohl nicht mehr genug Strom um erneut zu starten.
    Das Starten über Kickstarter will geübt sein, daraus würde ich noch nicht allzu viel schliessen. Zudem bei einer fast leeren Batterie kannst Du auch nicht starten, da dann zu wenig Strom für die Erregerwicklung zur Verfügung steht, so dass die Lichtmaschine kein genügendes Elektromagnetfeld für die Stromerzeugung aufbauen kann.

    Wie RebelfFazer schrieb, muss mit einem Multimeter gemessen werden, welche Spannung in den verschiedenen Fällen anliegt. Erhöht sich die Spannung bei laufendem Motor und bei ca. 4000rpm nicht auf rund 14Volt, dann hat der Regler und / oder die Lichtmaschine oder die Verbindungen zwischen Batterie - Regler - Lichtmaschine einen Schuss.

  • Erregerwicklung zur Verfügung steht, so dass die Lichtmaschine kein genügendes Elektromagnetfeld für die Stromerzeugung aufbauen kann.

    Erregerwicklung? Ausser ein paar Hondas in der 80ern (und evtl. anderen) haben Töffs anders als Autos AFIAK im Normallfall, sowie Fahrrad Dynamos, Permanentmagnete auf dem Rotor.

    Erhöht sich die Spannung bei laufendem Motor und bei ca. 4000rpm nicht auf rund 14Volt, dann hat der Regler und / oder die Lichtmaschine oder die Verbindungen zwischen Batterie - Regler - Lichtmaschine einen Schuss.

    Und erhöt sich die Spannung über 14.7 Volt bei laufendem Motor, dann hat der Regler oder die Verkablung einen Schuss.

    Überschlagsmässige ca. Werte die in etwa ungefähr zu erwarten sind
    - im ausgeschalteten Zustand: 12.4 - 12.7 Volt wenn darunter Batterie Laden, wenn darüber und die Batterie ist schon mehr als 2h vom Ladegerät abgehängt, dann ist das Multimeter futsch.
    - Zündung Ein Licht und Scheinwerfer an, aber Motor aus 12 - 12.7 Volt.
    - Motor im Leerlauf 13.5 - 14 Volt
    - Motor bei ca. 4000 rpm 13.8 - 14.7 Volt.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

  • Wir hatten insgesamt 3 640er KTM's - und bei allen ist die Batterie verreckt. Das kommt einersetis davon, dass die Batterie für so einen grossen Motor recht klein ist und andererseits die Vibrationen (vom Motor, aber natürlich auch von den Stollenreifen bzw. von den Geländetrainings) einfach auf die Batterie-Lebensdauer gehen. Ich würde mal schätzen, dass es schon fast normal ist so alle 3 (max. 4) Jahre eine neue Batterie einzubauen, in Extremfällen sollen die Batterien auch schon weniger lang als 1 Jahr gehalten haben.

    Aber: es liegt nicht nur an der Batterie. Zwar hat KTM gegen über den früheren 600ern an Qualität bei der Elektrik massiv zugelegt (logisch, die haben einfach bei den Japanern eingekauft), aber die Vibrationen lösen mit den Kilomtern irgendwann so gut wie jede Schraube an Motorrad (bei mir ist die Halteschraube fürs angeschraubte Heck abvibriert, die Erdung auf den Rahmen war lose und Rücklicht-Birnen hat man schon fast bei jedem Tanken neue reingeschraubt bis wir HD-Lanmen mit verstärken Glühfäden verwendet haben). Anderen ist der Seitendeckel abgeflogen (da wo der Luftfilter dahinter ist - der ist mit mehrern Schrauben befestigt) und genrell empfiehlt es sich alle Schrauben zwischendurch mal zu kontrollieren, vor allem die wo keine Schraubensicherung verwendet wird. Das zeugt eben davon das die Kiste "lebt" (die einen lieben es, die anderen finden es nervtötend). Die neue 690er ist in der Hinsicht übrigens sehr viel besser - aber preislcih halt auch ne andere Liga.

    An was es nun genau liegt, wenn die Kiste nicht anspringt, kann man aus Ferndiagnose kaum sagen. Wenn zu einem etwas knappen Startstrom noch nicht perfekt eingestellte Ventile und eine unsaubere Einstellung kommen (z..B. versiffter Luftfilter - der Luftfilterkasten ist eh viel zu klein bei der 640er) sowie ein Motor der weder kalt genug für den Chock noch warm genug ohne ist (oder wenn der Chock "hängt" was mir auch schon passiert war) dann sorgt das für massive Startschwierigkeiten obwohl "eigentlich" gar nichts ist. Zudem hat der Motor eine sehr hohe Kompression, wenn der Kolben etwas blöd im Zylinder steht, dann hat sogar eine ladenneue Batterie manchmal Probleme den durchzudrehen. Abhilfe: kurz Mal Dekompression drücken und mit Kickstarter den Kolben über den Totpunkt drücken - und schon ist alles wieder in Bester Ordnung.

    Aber wie erwähnt gibt es natürlich noch die Lichtmaschine (kenne allerdings keinen der bis 50'000 Kilomeer damit Probleme hatte - wenn man die Kiste dauernd in Schlammlöcher versenkt oder in Flüsse schmeisst, kann das natürlich auch anders aussehen) oder den Spannungsregler, wobei eben durch japanische Teile dort eher selten Probleme auftreten. Ich würde mal davon ausgehen, dass eine neue Batterie und eine gut geprüfte Verkabelung der Sache abhilfe schaffen wenn die Kiste vorher tadellos gelaufen ist, wenn sie vorher schon gezickt hat, dann könnte etwas mehr Aufwand fällig werden.

  • Erregerwicklung? Ausser ein paar Hondas in der 80ern (und evtl. anderen) haben Töffs anders als Autos AFIAK im Normallfall, sowie Fahrrad Dynamos, Permanentmagnete auf dem Rotor.

    Also meine ETV1000 Caponord hatte einen Rotax-Motor und dort war bei der Lichtmaschine eben ein Elektromagnet verbaut. Ich habe von meinem Mech das so verstanden, dass bei den Bikes auch vermehrt Lichtmaschinen mit Elektromagnet und nicht mit Permanentmagneten verbaut werden. Was nun bei der KTM verbaut ist, das müssen die Spezialisten sagen.
    Wäre eventuell eine Umfrage wert, was heute so verbaut ist.

    Nachtrag, wenn ich mir die Bilder von Lichtmaschinen der KTM 640 anschaue, scheint der Rotor effektiv ein Permanentmagnet zu sein. Wenn also mit dem Kickstarter trotzdem nicht gestartet werden kann, sollte einmal die Batterie abgeklemmt werden und dann mit dem Kickstarter erneut versucht werden.

    2 Mal editiert, zuletzt von Lüku (3. Juli 2017 16:01)

  • Also meine ETV1000 Caponord hatte einen Rotax-Motor und dort war bei der Lichtmaschine eben ein Elektromagnet verbaut

    :face_with_open_mouth:
    Wo siehst du da elektrische Anschlüsse zum Rotor?
    http://www.aprilia-parts.nl
    (Sorry link direkt auf Zeichnung scheint nicht zu funktionieren. Ist bei Elektrische Installation->ignition unit)

    Hier das Polrad/Rotor. Da hat es kein Kabel.
    http://www.ebay.co.uk/itm/2723350423…9876&rmvSB=true

    Oder hier der Regler: Nur Drei Eingänge von den Statorwicklungen. Da geht nichts auf eine Erregerspule.
    http://www.ebay.it/itm/REGOLATORE…2-/361636278913
    https://www.kfm-motorraeder.de/cms/original-e…temid=AP8124831

    Ein beliebter Ersatzspannungsregler ist der Shindegen FH020AA (MOSFET Shuntregler) Der wird für auch für die Capo angeboten und empfohlen. Und dieser Regler hat definitv kein Rotorausgang.

    Spannungsregler, wobei eben durch japanische Teile dort eher selten Probleme auftreten

    Du kennst die wahnsinig schlaue Platzierung in der original BMW F650 und Aprillia Pegasos nicht: Unter Sitzbank, ohne Luftzug geschweige den andere Belüftung. Regler sterben dort wie Fliegen im Kerzenlicht.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

    Einmal editiert, zuletzt von RebelFazer (3. Juli 2017 16:27)

  • Na gut - ich hab bei der 750er Afrika Twin auch den Regler getauscht (die Originalen sind da massenhaft abgeraucht) - gibt wohl nichts, was ewig hält (aber: bei der KTM hatte ich damit keine Sorgen - und hier soll es ja um die 640er Lc4 gehen :winking_face:

  • @RebelFazer da ich die Capo nicht mehr habe, kann ich nicht beim Original nachschauen. Wenn das die Originalteile sind, die Du verlinkt hast, hat mir der Mech damals ziemlichen Mist erzählt :loudly_crying_face: was mein Vertrauen in diese Berufsgattung nicht wirklich fördert.

    Aber seis drum, ohne weitere Angaben von @PleasedBear können wir sowieso nur rumraten, was der Fehler war, Batterie, abgesoffen, fehlender Zündfunke oder was auch immer.

    Und zusätzlich, er will die Maschine eventuell kaufen, da würde ich vom Verkäufer erwarten, dass er entweder alles so in Stande stellt, dass die Maschine läuft oder dann eben eine klare Diagnose abgibt, was noch zu machen ist.

  • Und zusätzlich, er will die Maschine eventuell kaufen, da würde ich vom Verkäufer erwarten, dass er entweder alles so in Stande stellt, dass die Maschine läuft oder dann eben eine klare Diagnose abgibt, was noch zu machen ist.

    Wenn er wüsste was zumachen wäre, dann hätte er es schon längst repariert. Solche Diagnosen "es ist diess, das kann man schnell und ohne Aufwand in Ordnung bringen"-Diagnosen vertraue ich Null und gar Nicht. Besser man geht bei so einer Diagnose davon aus, dass so ziemlich alles defekt ist was defekt sein kann und freut sich nach dem Kauf über alles was doch irgendwie noch geht. Denn Rest sieht man entweder als Herausfordeung an Neues zu lernen oder mit seinem schon vorhandenen Wissen zu glänzen.

    Falls man irgendwelche Teile braucht: Internetseite für Ersatzteile gesucht

    Nachtrag, wenn ich mir die Bilder von Lichtmaschinen der KTM 640 anschaue, scheint der Rotor effektiv ein Permanentmagnet zu sein. Wenn also mit dem Kickstarter trotzdem nicht gestartet werden kann, sollte einmal die Batterie abgeklemmt werden und dann mit dem Kickstarter erneut versucht werden.


    Ohne Batterie, welche quasi als Glättungs- und Stützkondensator funktioniert wird es nicht gehen. Der Regler hat auch meist gerne eine Minimumlast was die Batterie auch noch ist.

    PS: Ich bin ein DUMMSCHWÄTZER !!!

  • Besser man geht bei so einer Diagnose davon aus, dass so ziemlich alles defekt ist

    Da hast Du recht, selbst ohne Diagnose musst Du davon ausgehen, da der Verkäufer technisch in der Regel nicht versiert ist. Und deshalb, wenn der Käufer auch keine Ahnung hat, dann soll die Maschine kurz zu einem Händler des geringsten Misstrauens oder demjenigen, der sie bisher gewartet hat, gebracht werden, dann gibt zumindest ein Halbwissender eine Diagnose :grinning_squinting_face:

    Oder in solchen Fällen meine Empfehlung, kauf bei einem Händler und lass Dir schriftlich bestätigen, dass die Maschine technisch einwandfrei ist und frisch ab Service.

  • Also von einer Maschine, die nicht mal 200 Meter bei einer Testfahrt schafft, sollte man wohl die Finger lassen. Wenn erst mal der Wurm drinn ist, bringt man den kaum mehr raus.

  • UPDATE: Der Händler hat mir soeben zurück geschrieben, dass es nach 24h Aufladen wider startet.


    Also von einer Maschine, die nicht mal 200 Meter bei einer Testfahrt schafft, sollte man wohl die Finger lassen. Wenn erst mal der Wurm drinn ist, bringt man den kaum mehr raus.

    Ändert das etwas daran? Mir geht es nicht darum, dass ich es unbedingt kaufen kann, da ich weiss, es gibt noch eine menge andere Angebote.