Die Sache mit den e-Motorrädern

  • Hab' gerade einen interessanten Artikel gelesen über den Bankrott von Mission Motorcycles.

    Der Artikel lief mir interessanterweise in den IT News über den Weg weil der Hersteller behauptet die Schuld des Bankrotts liege bei Apple weil diese Mitarbeiter (vermutlich für ihr e-Auto Projekt) abgeworben haben. Auch wenn ich nicht gerade ein Apple-Freund bin halte ich das für etwas weit her geholt. Aber wenn es was zu holen gibt ist manchen nix zu schade. Vermutlich haben tatsächlich Mitarbeiter zu Apple gewechselt aber daran ist ja nichts falsches wenn Apple besser bezahlt und Ingenieure braucht. Man sollte sich dann wohl eher fragen warum die Mitarbeiter lieber zu Apple gingen als bei einem e-Motorrad-Hersteller zu arbeiten. Vielleicht war die Kriese schon abzusehen und die fähigen Mitarbeiter verliessen das sinkende Schiff.

    Zurück zum Thema: Ich finde e-Motorräder ein sehr spannendes Thema. Ich bin zwar bis jetzt nur auf welchen drauf gesessen aber noch nie weitere Strecken damit gefahren. Ich denke auch, dass die Reichweitenangst hier noch grösser ist als bei e-Autos. Schade eigentlich denn ich finde sowohl die Technik als auch die Fahrdynamik eines Elektrogetriebenen Motorrades sehr interessant. Besonders die lineare Leistungsentfaltung gepaart mit einem gewaltigen erzielbaren Drehmoment klingt sehr verlockend.

    Leider denke ich, dass die Zeit für e-Motorrädern noch nicht gekommen ist. Die Akku-Technik muss sich noch weiter entwickeln. Diese müssen leichter werden und die Kapazität muss zunehmen (ohne dabei auf Kosten der Sicherheit zu gehen). Bei einem e-Motorrad sollten es dann schon so rund 300km pro Akkuladung sein. Sonst hält das die meisten Wochenend-Tagesausflüge nicht durch. Wechselbare Akkus wären eine Option - aber dann auch nicht ohne Zwischenstopp.

    Für Nischen wie e-Enduros wo man auf einem Enduro-Platz mit gemieteten e-Motorrädern Spass haben kann finde ich die Technik auch heute schon sehr interessant. Ich war auch mal auf einer Indoor-Karbahn wo nur e-Karts liefen. Die Dinger hatten richtig Power und mächtig Spass gemacht. Dort können sie zwischen den Rennen auch immer nachgeladen werden.
    Selbst Harely hat sich mit Project Livewire ja schon an ein e-Motorrad gewagt. Ebenfalls in einem IT Magazin gab's da mal einen Fahrberichtdazu. Da gibt's sicher auch einiges von etablierten Motorrad-Magazinen. Interessant finde ich dabei, dass Harlay das Konzept e-Motorrad mit leisem e-Motor ad absurdum führt indem sie den Motor längs einbauen und mit einem wohl absichtlich ganz üblen Umlenkgetriebe mit dem Antribsstrang verbinden. Dies war dann wohl sogar eingesessenen Harley-Fans zu laut. Ganz abgesehen vom Harley-untypischen Sound allgemein. Sound-Samples gibt es z.b. hier. Eigentlich mag ich den typischen e-Fahrzeug Klang sogar. Aber extra laut muss man es ja nicht machen wenn man schon ein per Definition nahezu lautloses Antriebskonzept hat. Die Reichweite von unter 90km kombiniert mit langen Ladezeiten und nicht schnell wechselbarem Akku wären für mich aber zu wenig. Selbst für eine Feierabend-Rundfahrt.

    Was meint ihr dazu?

    The Sky isn't the limit!

    Ich bin gerade etwas neben der Spur. Macht Spass!

  • Vielleicht kommt demnächst TESLA:

    http://www.carscoops.com/2015/07/tesla-…ctric-bike.html

    Mit dem Modell "S" haben sie grossen Erfolg. Ab 2016 kommt der SUV "X."

    Naja, grossen Erfolg in einer immer noch kleinen Nische. Aber sie haben das schon ganz gut gemacht, das muss man ihnen lassen. Auch wenn ich es nicht sehr genial finde, dass sie einfach 18'000 Laptop-Batterien in ihre Büchsen schrauben, damit sie die lange Reichweite erreichen. Das Problem ist momentan auch die INfrastruktur, es gibt schlicht zu wenig Lademöglichkeiten. Und nun sind wir wieder mal beim alten Dilemma: die Kunden sagen vielleicht noch, die Reichweite genügt mir (dank Schnelllade-Funktion kann man in der Kaffeepause die Wagen teilweise zu 80% laden), aber ich habe zu wenig Lademöglichkeiten. Die Tankstellen sagen, solange es nicht eine grössere Nachfrage gibt, bauen sie keine Ladestationen....
    Ich fände es mal interessant, wie gross die Umweltbelastung über den ganzen Produktzyklus (Rohstoffe, Bau, Einssatzzeit, Verschrottung) im Vergleich zum Verbrennungsmotor ist. Für die Batterien benötigt man tonnenweise Litium, wessen Abbau stark umstritten ist. Und wenn die Batterien nach ein paar Jahren ausgetauscht werden müssen, sind diese hochgiftiger Sondermüll.


  • Naja, grossen Erfolg in einer immer noch kleinen Nische. Aber sie haben das schon ganz gut gemacht, das muss man ihnen lassen.

    Zumindest gehören sie zu den wenigen die verstanden haben, dass man ein e-Auto nicht baut indem man ein klassisches Auto inkl. 250kg-Antribsstrang nimmt und den Verbrennungsmotor einfach durch einen Elektromotor ersetzt und fertig. Ein e-Auto muss grundsätzlich anders aufgebaut sein und das hat Tesla verstanden. Ausserdem bringen sie Emotionen rein. Wer schon einmal die Videos des P85D im "Geisteskrank" (ludicrous) Modus gesehen hat oder gar mal drin sass weiss was ich meine.

    Auch wenn ich es nicht sehr genial finde, dass sie einfach 18'000 Laptop-Batterien in ihre Büchsen schrauben, damit sie die lange Reichweite erreichen.

    Das war eigentlich eher eine Notlösung mangels besserer Alternativen. Die Kühlung der Zellen und die Anfälligkeit solcher Batterien ist nämlich nicht gerade optimal.


    Das Problem ist momentan auch die INfrastruktur, es gibt schlicht zu wenig Lademöglichkeiten.

    Gerade hier setzt Tesla an. Die Reichweitenangst ist gerade bei Teslas eher unbegründet wenn man >350km mit einer Ladung schafft muss kaum einer damit rechnen irgendwo liegen zu bleiben da die meisten Tagesausflüge eher kürzer sind - zumindest in unserer Gegend. Tesla wirkt der Reichweitenangst auch mit Software (durch optimierte Fahrer-Information über die Rest-Reichweite) entgegen. Wer aber in der Praxis Fahrzeuge verkauft mit weniger als 100km Reichweite auf dem Papier und weniger als 60km unter Realbedingungen, der muss damit rechnen, dass Kunden abgeschreckt sind. Ich habe keine Lust im Winter wenn die Akkus etwas schwächer sind auf dem Arbeitsweg (30-40km pro Strecke) liegen zu bleiben. Oder nach 2 Jahren wenn der Akku etwas gealtert ist jedes mal auf dem Heimweg "tanken" zu müssen. Mit 350km unter Realbedingungen hätte ich davor aber keine Angst.

    Ausserdem macht Tesla in Sachen Infrastruktur sehr viel. Sie öffnen nicht nur ihre Spezifikationen damit Dritthersteller diese auch nutzen können sondern bauen auch weltweit ihre Supercharger Ladestationen auf. Kürzlich gab es hier eine art "Rallye" bei der Tesla von Afrika bis Norwegen ans Nordkapp fuhr mit dem Model S. Nachgeladen wurde immer an den (für Kunden kostenlos benutzbaren) Supercharger Stationen. Auch habe ich diesen Sommer in Norwegen etliche öffentliche Parkplätze gesehen die mit Tesla Ladestationen ausgestattet waren. Hier dürfen Kunden dann kostenlos ihre Teslas laden während sie im Einkaufszentrum sind.


    dank Schnelllade-Funktion kann man in der Kaffeepause die Wagen teilweise zu 80% laden

    Das mit den 80% dauert halt immer noch gut 30 Minuten. Das reicht vielleicht wenn man eine Pause machen will. Aber man würde massiv mehr Ladestationen als Zapfsäulen benötigen. Man stelle sich einfach mal vor ein betanken mit Benzin würde 30 Minuten dauern. Ob akzeptabel für den Kunden oder nicht, die Schlangen an den Tankstellen (gerade Autobahn-Raststätten) wären enorm. Bzw man benötigt einfach grössere Parkplätze mit vielen Anschlüssen. Was natürlich teuer ist.

    Aus Prototypen (project betterplace?) zu Wechselakkus bei Fahrzeugen wurde leider nicht viel. Insbesondere natürlich weil die Hersteller sich nicht auf ein Standard-System einigen können und wollen. Das hätte nämlich das Problem auch entschärfen können: Man fährt zur "tanke" und ein Roboter wechselt unter dem Auto den Akku (immerhin ein 200-500kg Brocken) innerhalb weniger Minuten und man kann weiter fahren.


    interessant, wie gross die Umweltbelastung über den ganzen Produktzyklus (Rohstoffe, Bau, Einssatzzeit, Verschrottung) im Vergleich zum Verbrennungsmotor ist. Für die Batterien benötigt man tonnenweise Litium, wessen Abbau stark umstritten ist. Und wenn die Batterien nach ein paar Jahren ausgetauscht werden müssen, sind diese hochgiftiger Sondermüll.

    Hier gibt es bereits Projekte um "verbrauchte" alt-Akkus einem neuen Verwendungszweck zuzuführen. Beispielsweise als Stromspeicher für erneuerbare Energien (am Stromnetz). Das halte ich für eine Sinnvolle Einsatzquelle für alte Akkus. Hier spielt es keine Rolle ob die Akkus nur noch 70-80% ihrer ursprünglichen Kapazität haben.
    Der Abbau und die Umweltbelastung ist natürlich ein wichtiger Punkt. Hier gibt es aber schon Forschungen für Akkus die beispielsweise ganz ohne Lithium auskommen. Die Akkutechnik wird sicher in den nächsten Jahren nochmals einen Schub erleben. Ich könnte jetzt diverse Forschungspapiere verlinken aber keine dieser Technologien hat bisher Marktreife erlangt. Die Meisten davon müssen zuerst noch diverse Prüfungen und Zulassungen bestehen und könnte sich auch dann als komplett unbrauchbar erweisen. Bis dahin müssen wir mit den bestehenden Technologien auskommen.

    Im Energiespeicher liegt aber sicher die Kernfrage für unsere zukünftige Mobilität. Insbesondere steigt tendenziell mit höherer Energiedichte auch die Gefahr (Brände, Kurzschlüsse...) stark an. Fossile Brennstoffe zu verheizen ist zwar weder effizient noch sauber aber moderne Motoren holen hier aus der rechnerisch im Brennstoff vorhanden Energie schon recht viel raus und wandeln es in nutzbare mechanische Energie um. Ausserdem sind Benzin und Diesel vergleichsweise sicher zu handhaben. Einen brennenden Tesla will nämlich niemand löschen.

    The Sky isn't the limit!

    Ich bin gerade etwas neben der Spur. Macht Spass!

  • Zitat


    interessant, wie gross die Umweltbelastung über den ganzen Produktzyklus (Rohstoffe, Bau, Einssatzzeit, Verschrottung) im Vergleich zum Verbrennungsmotor ist. Für die Batterien benötigt man tonnenweise Litium, wessen Abbau stark umstritten ist. Und wenn die Batterien nach ein paar Jahren ausgetauscht werden müssen, sind diese hochgiftiger Sondermüll.

    Zudem kommt es für die Umwelt auch sehr stark darauf an, ob der Strom fürs Aufladen vom Solar- dem Kohle- oder dem Atomkraftwerk stammt. Ein Punkt, den viele e-Fans vergessen :winking_face:

    Einer ist immer schneller - zum Beispiel ich :winking_face:
    Quod gratis asseritur, gratis negatur

  • So wahnsinnig umkreativ ist TESLA nicht, sonst hätten's nie in die Premiumklasse geschafft. Dies Beweist die neuen Zahlen. BMW, Mercedes, Audi... werden abgehängt. Die S-Limousine zieht ganz schön - hab sie selber getestet :winking_face:

  • Ich finde elektrische Motorräder im bereich Enduro/Sumo momentan schon sehr cool. In diesem bereich find ich die Freeride E von KTM echt einen Hammer, da beim Endurofahren die Reichweite normalerweise weniger ein Problem darstellt und die sofortigen Nm die einem im Gelände zur Verfügung stehen echt cool sind. Zudem kommt dann noch, dass die Dinger fast Wartungslos sind, im gegensatz zu einem zweitakt Enduro, macht das dann echt schon ein riesiges Plus.

    Die Zero FXS ist seit kurzem auch auf dem Markt als eine der ersten elektro Sumos. Ich find das Konzept sher passend und für in die Stadt oder einfach kürzere Tägliche pendelstrecken wär das echt was, was man sich überlegen kann. Nur frag ich mich, wer das Ding so verunstaltet hat :frowning_face: https://www.zeromotorcycles.com/zero-fxs/.

    An sich find ich elektro eine echt coole Sache. Natürlich fehlt der Sound und das gefühl einen richtigen Motor unterm Arsch zu haben, aber so wie sich die Menschheit an Verbrennungsmotoren gewöhnt hat, wird sie sich eines Tages auch an die Elektromotoren gewöhnen.
    Wie von Sky beschrieben find ich das ganze in der Enduro Niesche echt schon sehr passend. Vorallem bietet es dort auch einige features, die sicher einiges einfacher machen, z,b. keine Kupplung oder dass man nicht schalten muss und die möglichkeit hat hinter und vorderbremse mit den händen zu bedienen, wodurch es dann nicht mer nötig wäre den rechten fuss an der Bremse zu haben. Auch passend fid ich den Antrieb für Trial bikes https://www.youtube.com/watch?v=REeeYtp-8qE.

    Für den Touren gebrauch und den einsatz als Hauptmotorad fehlt aber sicher noch die Reichweite. Ich als Informatiker kann aber sagen, dass es sicher nicht mehr all zu lange gehen wird,bis man dieses Problem auch mal vergessen kann, die Technik in dem Bereich entwickelt sich extrem schnell, schaut man sich nur mal Handy Akku leistungen von vor 10 Jahren und heute an. Ich freu mich darauf, werde aber warscheinöich auch immer einen Benziner behalten, damit ich auch in 50 Jahren wenn vielleich alle auf e-bikes rumfahren in meine Garage gehen kann und den Geruch und das Gefühl mit einem Verbrenner mal wieder erleben kann.

    A ride a day keeps the stress away.

  • Elektromobilität hat in meinen Augen keine Zukunft für den Massenmarkt.

    In Zukunft werden wir zwangsläufig auf sauberen Strom umsteigen und den kann man nicht so variabel wie koventionellen Strom aus dem KKW herstellen. Egal wie intelligent das Netzwerk ist, es wird zu Engpässen kommen. Weiter lässt sich Strom sehr schlecht in grossen Mengen speichern und unsere Täler, lassen sich nicht unendlich in Pumpwasserwerke umbauen. Unser Energiehunger steigt jährlich an, da ist die zusätzliche Belastung des Verbrauchs durch Elektromobilität nicht mehr tragbar.

    Nächster Punkt der dagegen spricht ist der Akku. Einerseits frisst die Produktion von Akkus unmengen an Energie, da verpufft der Umweltgedanke in nichts. Wie man die Akkus entsorgen soll ist heute auch ein grosses Fragezeichen. Weiter bleibt die begrenzte Kapazität, die man in Zukunft natürlich steigert, doch irgendwann ist chemisch /physikalisch das Ende der Fahnenstange erreicht. Kleines Beispiel: Um die Energiedichte von Benzin oder Diesel zu erreichen opfert man sehr viel Lebensdauer des Akkus. Da werden aus mehreren Tausend Ladezyklen, ein paar hundert. Weiter birgt eine solch hohe Energiedichte ein gewaltiges Brand- und Explosionspotenzial, der durch Verschleiss des Materials immer warscheinlicher wird. Und das Schnellladen (engl. "boosten") ist auch kontraproduktiv für den Akku. Weiter sind Akkus anfällig auf extreme Hitze und Kälte. Benutzer aus Wüstenstaaten und aus der Polarregion werden hier grosse Abstriche machen.

    Was ich als tragfähige Alternative ansehe ist Wasserstoff. Entweder in einer Brennzelle oder als umgerüsteter Ottomotor.
    Einerseit hätten wir mit dem bestehenden Tankstellennetz bereits ein Verteilsystem das nur eine Umrüstung erfahren muss und nicht einen kompletten Neuaufbau wie beim Stromnetz.

    Wasserstoff lässt sich in grossen Mengen speichern und es ist unendlich verfügbar, die seltenen Erden für einen Akku hingegen nicht.

    Problematisch ist die Produktion von Wasserstoff. Sie ist teuer und verschlingt ungeheuer viel an Energie. Man ist zwar bereits so weit, dass die Energie die man in die Produktion von Wasserstoff hineinsteck wieder als gleichwertige Menge an Wasserstoff bekommt, doch dies ist erst im Versuchsstadium und noch nicht Massentauglich, doch gut Ding will Weile haben.

    Das Wasserstoff ein hochexplosiver Stoff ist, ist mir klar, jedoch fahren bereits heute Fahrzeuge mit Erdgas rum und mir ist kein grösserer Vorfall in Erinnerung geblieben, ein brennender Tesla hingegen schon.

    Daher bin ich der Meinung das die Zukunft mit Wasserstoff fährt.

    P.S. Röhrende, kreischende und bollernde Ottomotoren kann man auch mit Wasserstoff betreiben :toeff1:

    Motorradfahrer müssen einen besonders grossen Dachschaden haben sich bei schönstem Wetter in hautenge Lederklamotten zu zwängen. :lol:

  • P.S. Röhrende, kreischende und bollernde Ottomotoren kann man auch mit Wasserstoff betreiben

    ...Mal kucken, ob sich da in Zukunft was tut. Ein E-Töff wäre mir zu langweilig. E-Auto ist OK, wenn die mit Sonnen-, Wind- und Wasserkraft gefüttert werden. Jede Mobilität hat irgendwo einen Haken, sei es die Akkuproduktion, Wasserstoffherstellung...